Die Söhne der Beatles und ihre Karrieren im ewigen
Schatten
Ob es zu einem musikalischen
Joint-Venture der Beatles-Söhne kommt, ist derzeit noch offen. Auf die Frage
eines BBC-Journalisten schloss James McCartney die Möglichkeit dazu jedenfalls
nicht aus. Vorgespräche habe es zwar gegeben, allerdings sei etwa Ringo Starrs
Sohn Zak Starkey eher nicht mit von der Partie, während er selbst, Sean Lennon
und Dhani Harrison der Idee offen gegenüberstünden. „Man muss abwarten und
sehen, was passiert.“
Das
Interview, das der einzige Sohn von Paul und Linda McCartney im Vorfeld eines
Konzertes in Liverpool und anlässlich seiner Solokarriere gab, informierte
allerdings über den Umgang des heute 34-Jährigen mit seinem Namen: „Er ist eine
Hilfe, auch wenn es dadurch schwierig sein kann, auf eigenen Beinen zu stehen“.
Folgerichtig wolle er „das Erbe der Beatles annehmen, anstatt davor
wegzulaufen“, wie McCartney vor dem Auftritt im Cavern Club bekannte – jenem
Club also, der den Beatles Anfang der 60er-Jahre als Sprungbrett diente.
Während
James seinem Vater auf zwei seiner Alben als Gitarrist zur Seite stand, engagierte
sich Paul wiederum als Co-Produzent seines Sohnes – eine Art der
Zusammenarbeit, die Dhani Harrison unter umgekehrten Vorzeichen und erschwerten
Bedingungen kennenlernte. Als sein Vater George von seiner unheilbaren
Lungenkrebserkrankung erfuhr, vertraute er die Fertigstellung seines letzten
Albums „Brainwashed“ neben seinem langjährigen Verbündeten Jeff Lynne auch ihm an.
Die Bürde, das musikalische Vermächtnis des eigenen Vaters mitzuverantworten,
wurde letztlich zum Karrierestart für den heute 33-Jährigen, der zunächst mit thenewno2
und zuletzt mit den folklastigeren Fistful of Mercy vorstellig wurde. Im Gegensatz
zu Sean und Julian Lennon, die bereits in jungen Jahren lose Rockstarträume
kultivierten, schloss Harrison eine Karriere als Musiker zunächst aus – heute
plane er aber auch nicht, „ein Popstar zu sein. Ich will nur Musik machen
können, ohne ständig mit meinem Vater in Verbindung gebracht zu werden, was
aber jedem in einer ähnlichen Position passiert. Das ist verzwickt.“
Der
übermächtige Vater war vor allem für Sean und Julian Lennon ein Thema. Julian,
dessen inkonsequente Karriere auch von Drogenproblemen gebremst wurde – sein
Comebackversuch mit dem Album „Everything Changes“ ging nach einer 13-jährigen
Veröffentlichungspause im Vorjahr unter Ausschluss der Öffentlichkeit über die
Bühne –, erinnerte bereits stimmlich stark an seinen Vater, den er als Kind zu
„Lucy In The Sky With Diamonds“ inspirierte. Sean wiederum wandelte auf seinen
Alben auch harmonisch auf den Spuren John Lennons, über den er in Hinsicht auf
seine Arbeit einmal Folgendes konstatierte: „Ich versuche nicht, meinen Vater
zu besiegen oder an seine Stelle zu treten. Wir sprechen vom Mozart der
Rockmusik!“
Nur
böse Zungen würden behaupten, dass alleine Zak Starkey bei der Arbeit keine Bürde
empfinden muss – und er als gefragter Session- und Live-Drummer, aktuell für
The Who, dem alten Ringo noch etwas beibringen könnte.
(Wiener Zeitung, 5.4.2012)

Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen