- Als MC, Bassist
und Regisseur der Band erfuhr Yauch Weltruhm
Das
meistverkaufte Hip-Hop-Album der 1980er-Jahre geht nicht auf das Konto schwarzer
Genrepioniere, sondern auf jenes dreier weißer Mittelstandskids, deren
musikalische Ursprünge anderswo lagen: Die Beastie Boys, 1979 in Brooklyn gegründet,
arbeiteten sich zunächst am Hardcore-Punk ab – der erste Auftritt ging am 17.
Geburtstag ihres Gründungsmitglieds Adam Yauch noch in voller Bandbesetzung über
die Bühne.
Erst
eine Neuerfindung als Trio und erste Experimente mit Hip-Hop-Beats aber
stellten die Weichen für eine der größten Erfolgsgeschichten des Rap. Unter anfänglicher
Mithilfe des Produzenten Rick Rubin und seines Labels Def Jam Recordings erreichte
bereits das Debütalbum „Licensed To Ill“ 1986 die Spitze der US-Albumcharts. Adam
„MCA“ Yauch, Adam „Ad-Rock“ Horovitz und Michael „Mike D“ Diamond knallten mit einem Protosound durch die Decke,
der hysterischen, mit Hall belegten Rap auf Basis markanter Beats aus der Roland-TR-808-Drummachine
mit eifrigem Scratching und erheblichen Punk-Einflüssen kombinierte. Aufbruchsstimmung,
Übermut, ein Hang zum ironischen Bruch und das gekonnte Spiel mit Popkultur als
System der Referenzen ließen die Musik des Trios nicht nur auf College-Feiern rotieren.
Allerdings: Entgegen der Annahme vieler war mit „(You Gotta) Fight For Your
Right (To Party!)“ der erste Welthit keine Partyhymne, sondern die Parodie
einer solchen.
Regisseur und
Buddhist
Adam
Yauch beeinflusste die Beastie Boys im Weiteren nicht nur als MC und Bassist – in
der Blütezeit von MTV trug er als Regisseur zahlreicher Musikvideos auch
entscheidend zu ihrem Erscheinungsbild bei. Während der hier gern zur Schau
gestellte Hang zum Aberwitz die ursprüngliche Skepsis einer Community
bestätigte, die den Beastie Boys Verwässerung, Kommerzialisierung und
Ausbeutung von Hip-Hop vorwarf, untermauerte die Band ihre Ausnahmestellung mit
steter Arbeit. Das kommerziell erfolglose „Paul’s Boutique“ übte sich in
eifrigem Sampling und „Check Your Head“ erweiterte den Sound in Richtung Funk
und Jazz, ehe mit „Sabotage“ vom Album „Ill Communication“ eine weitere Sternstunde
des „Rapcore“ gefeiert wurde.
Als
es in den 90er-Jahren stiller um die Beastie Boys wurde, konvertierte Yauch zum
Buddhismus und organisierte Konzerte für die Befreiung Tibets, zu dessen
Unterstützung er auch einen Hilfsfonds gründete. Die Politisierung der Band
schlug sich im Rahmen des US-Einmarschs im Irak 2003 auch mit der als
Gratis-Download veröffentlichten Protestnote „In A World Gone Mad“ und dem wenig
später erschienenen Album „To The 5 Boroughs“ nieder, das gleichermaßen zum
Tribut an das New York der Post-9/11-Ära wie zum Abgesang auf die
Präsidentschaft George W. Bushs geriet.
Nach
den künstlerisch neuen Wegen des Instrumentalalbums „The Mix-Up“ aus 2007
musste mit „Hot Sauce Committee Part Two“ das achte Studioalbum der Band zuletzt
aber verschoben werden, nachdem Yauch 2009 Ohrspeicheldrüsenkrebs
diagnostiziert worden war. Seine Absenz bei der Aufnahme der Beastie Boys in
die „Rock And Roll Hall Of Fame“ (als bislang erst dritter Hip-Hop-Act) Mitte April
ließ nichts Gutes erahnen. Am Freitag ist der verheiratete Vater einer Tochter
in New York City gestorben. Er wurde 47 Jahre alt.
(Wiener Zeitung, 7.5.2012)

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