- Unterstützt etwa
von Damon Albarn, legt es der 68-Jährige betont heutig an
Die private Vita
dieses Mannes und seine künstlerische Karriere sind mindestens so spektakulär,
wie sein Comeback aktuell als überraschend zu bezeichnen ist: Mit Bobby Womack kehrt
eine der größten Soulstimmen aller Zeiten zurück – nach langer Absenz und
schwerer Suchtkrankheit. Wie das nächste Woche erscheinende Album „The Bravest
Man In The Universe“ als erste Veröffentlichung mit Originalmaterial seit 1994
belegt, will es der US-Amerikaner noch einmal wissen.
Geboren
1944 in Cleveland, Ohio, begann die Laufbahn Womacks noch als Kind in der
Kirche. Als Sohn eines Pastors mit seinen Brüdern als The Womack Brothers im Auftrag
des Herren aktiv, sicherte mit Sam Cooke bald eine der prägendsten schwarzen
Stimmen nicht nur ihrer Zeit Unterstützung zu. Cooke nahm die Brüder für sein
Label unter Vertrag, wo er sie nach anfänglich ausbleibendem Erfolg als The
Valentinos in Richtung R&B und Soul weltlich produzierte. Eine Anfrage der
Rolling Stones, das gerade ausgekoppelte „It’s All Over Now“ zu interpretieren,
stieß bei Co-Autor Bobby Womack 1964 auf wenig Gegenliebe, bis genau dieser
Song für den Durchbruch der Stones sorgen sollte und die Tantiemen, satt, auf
sein Konto strömten. The Valentinos tourten nun mit James Brown durch die
Lande, während sich Womack zusätzlich als Gitarrist seines Mentors Sam Cooke
verdingte. Als dieser erschossen wurde, brach für Womack erstmals die Welt
zusammen. Seine baldige Hochzeit mit Cookes Witwe hingegen sorgte für Empörung
in der Community. Trotz qualitativ überzeugender Alben wie „Fly Me To The Moon“
(1968) blieben ihm Soloerfolge vorerst verwehrt, weil ihn zahlreiche
Radiostationen schlicht boykottierten.
Als
Sessionmusiker spielte Womack wiederum höchst erfolgreich auf zentralen Alben
von Aretha Franklin, Sly and the Family Stone oder Janis Joplin, ehe sein gerne
um Funk erweitertes und von Streichern getragenes Œuvre aus Soul und R&B ab
1971 endlich die wohlverdiente Achtung erfuhr: Spätestens mit dem Soundtrack zu
Barry Shears Blaxploitation-Film „Across 110th Street“, dessen Titelsong später
auch Quentin Tarantino für seine Genre-Hommage „Jackie Brown“ verwendete, war
eine gut zehnjährige Erfolgsstrecke begonnen. Privat verlor der Sänger in
dieser Zeit allerdings seinen Bruder Harry, der im Streit von seiner Freundin
erstochen wurde, und seinen Sohn Truth, der dem plötzlichen Kindstod erlag. Als
1986 sein Sohn Vincent den Freitod wählte, verabschiedete sich Womack endgültig
in eine Wolke aus Alkohol, Kokain und Paranoia – und verfiel somit jenem Leid,
das dem Soul-Genre als „authentischer“ Erlösungsmusik
zu oft als zweifelhafter Nährboden diente. Seine letzte Arbeit mit neuen Songs
erschien 1994, ehe er, nach je einem Weihnachts- und Gospelalbum, als
Gastsänger von Damon Albarns Gorillaz 2010 wieder auftauchte.
Auf
Anraten Albarns, doch wieder ins Studio zu gehen, und mit seinem Angebot, die
Produktion gemeinsam mit XL-Labelchef Richard Russell selbst zu verantworten, nahm
Womack die Arbeit wieder auf. Und er willigte ein, ein betont heutiges Werk einzuspielen,
das den Soul des alten Mannes nun auch einer neuen Generation schmackhaft
machen soll. Tatsächlich muss man dabei an Gil Scott-Heron denken, der 2010 auch
unter Mithilfe Russells und Albarns und gleichsam nach einer Phase am
Abstellgleis aufgefrischt wiederkehrte. Mit einem Cameo wird der vor einem Jahr
Verstorbene ebenso auf „The Bravest Man In The Universe“ verewigt wie auch Sam
Cooke, dessen Stimme als Nachhall auftaucht, um den reflektierten Grundton des
Albums zu untermauern: „As a singer grows older, his conception goes a little
deeper, because he lives life and he understands what he’s trying to say a
little more.“
Weitgehend
nachdenklich und über die Jahre im Dunkeln sinnierend, lässt sich der zuletzt
gesundheitlich angeschlagene Sänger dennoch nicht unterkriegen. Am Ende der für
ihn mit großer Verunsicherung einhergehenden Rückkehr ins Geschäft bleibt die
Hoffnung auf ein Happy End zumindest bestehen: „The dawn will come / The sun
will rise / Hope returns as fear’s upside / Love is gonna lift you up!“
Zu
modernistischen Beats und Synthiespuren, Barhockerklavier sowie dezent
zuarbeitenden Streichern und Gitarren kreischt, croont und fleht Womack dabei ausdrucksstärker
denn je. Dank des mit verfremdeten Orgelsounds in Richtung Hymne schielenden
„Sweet Baby Mine“, des beseelten R&Bs von „Stupid“, der Gospelchöre von „If
There Wasn’t Something There“ oder des gemeinsam mit Lana Del Rey gegebenen
„Dayglo Reflection“ funktioniert die Mischung aus konzisem Songwriting und stimmigem
Sounddesign in acht von zehn Fällen bestens.
Dass
Russell und Albarn es bei „Love Is Gonna Lift You Up“ und „Jubilee“ mit den
Seitensprüngen in Richtung Club dann doch übertreiben, täuscht über eines aber auch
nicht mehr hinweg: Bobby Womack ist mit diesem Album das Comeback des Jahres
gelungen.
Bobby Womack:
The Bravest Man In The Universe (XL Recordings / Beggars Group)

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