- Hans Peter Kuhn im Klangraum Krems Minoritenkirche
Dass Krems an
der Donau mit gleich mehreren Gotteshäusern gesegnet ist, hat einen
entscheidenden Vorteil: Die Minoritenkirche im Stadtteil Stein kann anderweitig
genützt werden. Bereits seit dem 13. Jahrhundert säkularisiert und als
Salzdepot oder als Rüsthaus der Feuerwehr für unterschiedliche Zwecke
entfremdet, regiert spätestens seit Beginn des dritten Jahrtausends nach
Christi Geburt aber die Kunst im heiligen Gewölbe: als Austragungsort der
Veranstaltungsreihen "Glatt & Verkehrt", "Imago Dei - Musik
zur Osterzeit", "Kontraste" oder des Donaufestivals wurde eine
einzigartige Spielstätte erschaffen, deren akustische Vorzüge nicht zu
überhören und das Jahr hindurch auch bei Einzelterminen zu überprüfen sind.
Aktuell
und noch bis 30. September wird mit Hans Peter Kuhns "Aus der Tiefe"
nicht nur eine vom Donaufestival übrig gebliebene Klanginstallation im durch
die Kirche begehbaren Kapitelsaal ausgestellt, die mit tiefen, für das
menschliche Ohr nicht hörbaren Basstönen 16 Lautsprecherboxen zum Zittern
bringt. Vor allem Kuhns neue Klang-Licht-Installation "Lineares
Universum" (bis 1. Juli) erklärt seine Schaffenswelt als zwischen den
Polen "Sound and Vision" verhaftet.
In den Himmel
Der nach Anfängen mit Musik für das Theater und Regisseure wie Luc Bondy, Peter Zadek oder Robert Wilson (mit dem gemeinsam er 1993 auf der Biennale Venedig einen Goldenen Löwen verliehen bekam), längst in den Museen der Welt beheimatete Berliner lädt dabei zum (weltlichen) Blick in den Himmel: 60 über dem Publikum montierte Leuchtstoffröhren lassen an das Glühen entfernter Galaxien denken, während die in ihren Sog ziehenden Soundscapes von Lautsprecher zu Lautsprecher wandern und den Raum mit oft windzentrierten Klängen erfüllen: täglich zwischen 11 und 17 Uhr.
(Wiener Zeitung, 20.5.2012)

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