Dienstag, Mai 29, 2012

„Sound and Vision“ hinter heiligen Mauern

- Hans Peter Kuhn im Klangraum Krems Minoritenkirche

Dass Krems an der Donau mit gleich mehreren Gotteshäusern gesegnet ist, hat einen entscheidenden Vorteil: Die Minoritenkirche im Stadtteil Stein kann anderweitig genützt werden. Bereits seit dem 13. Jahrhundert säkularisiert und als Salzdepot oder als Rüsthaus der Feuerwehr für unterschiedliche Zwecke entfremdet, regiert spätestens seit Beginn des dritten Jahrtausends nach Christi Geburt aber die Kunst im heiligen Gewölbe: als Austragungsort der Veranstaltungsreihen "Glatt & Verkehrt", "Imago Dei - Musik zur Osterzeit", "Kontraste" oder des Donaufestivals wurde eine einzigartige Spielstätte erschaffen, deren akustische Vorzüge nicht zu überhören und das Jahr hindurch auch bei Einzelterminen zu überprüfen sind.

Aktuell und noch bis 30. September wird mit Hans Peter Kuhns "Aus der Tiefe" nicht nur eine vom Donaufestival übrig gebliebene Klanginstallation im durch die Kirche begehbaren Kapitelsaal ausgestellt, die mit tiefen, für das menschliche Ohr nicht hörbaren Basstönen 16 Lautsprecherboxen zum Zittern bringt. Vor allem Kuhns neue Klang-Licht-Installation "Lineares Universum" (bis 1. Juli) erklärt seine Schaffenswelt als zwischen den Polen "Sound and Vision" verhaftet.

In den Himmel

Der nach Anfängen mit Musik für das Theater und Regisseure wie Luc Bondy, Peter Zadek oder Robert Wilson (mit dem gemeinsam er 1993 auf der Biennale Venedig einen Goldenen Löwen verliehen bekam), längst in den Museen der Welt beheimatete Berliner lädt dabei zum (weltlichen) Blick in den Himmel: 60 über dem Publikum montierte Leuchtstoffröhren lassen an das Glühen entfernter Galaxien denken, während die in ihren Sog ziehenden Soundscapes von Lautsprecher zu Lautsprecher wandern und den Raum mit oft windzentrierten Klängen erfüllen: täglich zwischen 11 und 17 Uhr.

(Wiener Zeitung, 20.5.2012)

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