Mittwoch, Mai 23, 2012

Atmosphären, Nachhall und Erweiterung

- Lower Dens und Citizens! zu Gast im Wiener Flex

Der beiläufige Beginn dieses Albums darf als durchaus exemplarisch verstanden werden: Lower Dens aus Baltimore sind nicht auf den Hit aus – vielmehr geht es auf ihrem Zweitling „Nootropics“ darum, das subtile und gerne abseits klassischer Strophe-Refrain-Schemata angesiedelte Songwriting atmosphärisch dicht aufzuladen.

Das Fundament dafür bilden trocken-repetitive Krautrockbeats, über denen der Nachhall verhuschter Shoegazing-Gitarren ebenso schwebt wie das eine oder andere Post-Punk-Motiv. Nicht nur die androgyne Stimme von Songschreiberin Jana Hunter, die sich vor allem aus dem Hintergrund an uns richtet, und eine Nähe zum Dream-Pop erweitern den Sound der Band dann aber doch in Richtung Eigenständigkeit.

Dünne Synthies

Wo das Debütalbum  „Twin-Hand Movement“ vor zwei Jahren etwa auch an den „Rock ’n’ Roll Noir“ denken ließ, wie ihn in Deutschland die wunderbaren Les Hommes Sauvages kultivieren, drängt mit einfachen Melodien aus bewusst dünnen Lo-Fi-Synthesizern und hübsch wabernden Soundschlieren nun auch die Elektronik ins Zentrum. Dazu heult Hunter gelegentlich auf wie Thom Yorke, wenn sie nicht gerade an die liturgischen Gesänge von Sigur Rós („Nova Anthem“) oder bei „Propagation“ an Victoria Legrand von den ebenfalls aus Baltimore stammenden Beach House erinnert.

Das 12-minütige, kalt-düstere „In The End Is The Beginning“ lässt mit seinem tief in die Magengrube verweisenden Bass auf eine stimmige Live-Umsetzung hoffen. Zusätzlich zu Lower Dens gastieren am Freitag übrigens auch noch die aus London stammenden Citizens! im Wiener Flex, um ihr von Alex Kapranos (Franz Ferdinand) produziertes Debütalbum „Here We Are“ (Universal) zu präsentieren. Beginn: 19.30 Uhr    

(Wiener Zeitung, 24.5.2012)

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