Mittwoch, Mai 02, 2012

Die Gala – ein Zipfeltreffen

Am Dienstag wurden in Wien die Amadeus Austrian Music Awards verliehen - je zwei Preise gingen an Hubert von Goisern und Andreas Gabalier

Auch, wenn Moderator Manuel Rubey gleich zu Beginn den alten Witz vom Amadeus als wichtigstem, weil einzigem Musikpreis des Landes wiederholen durfte oder Rainhard Fendrich und Rudi Dolezal als Lemuren des „Austropop“ üppiges Fallobst aus dem Watschnbaum abbekamen – mit der Entscheidung, den Amadeus 2012 von der städtischen Mehrzweckhalle ins gediegene Volkstheater zu übersiedeln und ihn nicht von Michael Ostrowskis notgeilem Entertainment-Alter-Ego Schallbert Gilet moderieren zu lassen, waren die Weichen grundsätzlich dafür gestellt, die traditionell umstrittene Gala als veranstalterseitig erkorenen „Top-Event“ nun etwas aufzuputzen und sie nicht durchgehend blöd anzulegen.

Glanz und Glamour

Das in bester Maturaballtradition um Bianca Schwarzjirg ergänzte Moderationsdoppel wählte mit süffisanten Spitzen und nicht immer zündenden Pointen den Mittelweg. Zu Rubeys stimmiger Netzwerkanalyse der heimischen Szene zwischen Verhaberung, Inzest und dem Small-Wien-Phänomen nach Stanley Milgram führte Schwarzjirg in die Kunst der ichzentrierten Anmoderation ein, die für den Auftritt von Wolfgang Ambros am Rande zur Themenverfehlung, als Werbeeinschaltung allerdings unbezahlbar über ihr Engagement für das Tittenmagazin mit den eh ästhetischen Fotos informierte. Was will man machen?

Die Gala war damit nicht zwingend als Abbild der heimischen Musikszene, sehr wohl aber als Dokument der heimischen Wesensart zu verstehen, den nicht unbedingt schmalen Grat zwischen Größenwahn und Minderwertigkeitskomplex bis an die Extrempole auszudehnen. Immerhin brachte die mit Red Carpet um „It“-Charakter bemüht in Richtung der alten Entertainmentmutter Ameriga und ihrer Glamourmetropole L.A. schielende Veranstaltung mit dem Schnulzensänger Jason Mraz als internationalem Aufputz einen Mann in unsere Mitte, der sich aus Stammbaumgründen quasi als „einer von uns“ offenbarte, dem man aber „trotzdem zwei Grammys“ verlieh.

Bunnys und Zwerge

Als von Gegensätzen bestimmte Freakshow – von wegen: Musik verbindet … –, ließ der Amadeus dabei auch heuer wieder kein Auge trocken. Ein der oberösterreichischen Peripherie und ihrer Bauerndisco entsprungener DJ erinnerte mit böllernden Autodrombeats und beim Tanz unter erheblichem Stoffmangel leidenden Bunnys aus der vermuteten Mühlviertler Zweigstelle einer Hugh-Hefner-Mansion auch an die Hauswarming-Partys drunten bei Berlusconi. Die Jungen Zillertaler legten es im Rahmen eines Best-of-Medleys mit dem alten Zipfelspiel zweier einsamer Zwerge hoch droben am Berg ebenso zünftig an. 3 Feet Smaller, derzeit auf Kreativpause, nahmen den Amadeus in der Kategorie „Alternative“ trotz eines dringenden Handygesprächs mit der Mutter aber doch dankbar an.

Der FM4-Award ging an M185, Parov Stelar siegte in der Kategorie „Electronic/Dance“, Hubert von Goisern durfte mit Preisen für das „Album des Jahres“ und in der Kategorie „Rock/Pop“ nach Hause gehen und der von Ernst Grissemann gewürdigte Ludwig Hirsch wurde posthum für sein Lebenswerk ausgezeichnet. 

Andreas Gabalier („Best Live Act“) klingt beim Reden übrigens nicht nur wegen seiner Phrasen vom schönen Heimatland oder den einfachen Werten, sondern auch von der Intonation her wie HC Strache. Als Strafe gab es einen weiteren Amadeus für den im Herzen ur-wilden Volksrocker – in der Kategorie „Schlager“. 

(Wiener Zeitung, 3.5.2012)

Keine Kommentare: