Am Dienstag
wurden in Wien die Amadeus Austrian Music Awards verliehen - je zwei Preise
gingen an Hubert von Goisern und Andreas Gabalier
Auch, wenn Moderator
Manuel Rubey gleich zu Beginn den alten Witz vom Amadeus als wichtigstem, weil
einzigem Musikpreis des Landes wiederholen durfte oder Rainhard Fendrich und
Rudi Dolezal als Lemuren des „Austropop“ üppiges Fallobst aus dem Watschnbaum
abbekamen – mit der Entscheidung, den Amadeus 2012 von der städtischen
Mehrzweckhalle ins gediegene Volkstheater zu übersiedeln und ihn nicht von
Michael Ostrowskis notgeilem Entertainment-Alter-Ego Schallbert Gilet moderieren
zu lassen, waren die Weichen grundsätzlich dafür gestellt, die traditionell
umstrittene Gala als veranstalterseitig erkorenen „Top-Event“ nun etwas
aufzuputzen und sie nicht durchgehend blöd anzulegen.
Glanz und
Glamour
Das
in bester Maturaballtradition um Bianca Schwarzjirg ergänzte Moderationsdoppel wählte
mit süffisanten Spitzen und nicht immer zündenden Pointen den Mittelweg. Zu Rubeys
stimmiger Netzwerkanalyse der heimischen Szene zwischen Verhaberung, Inzest und
dem Small-Wien-Phänomen nach Stanley Milgram führte Schwarzjirg in die Kunst
der ichzentrierten Anmoderation ein, die für den Auftritt von Wolfgang Ambros
am Rande zur Themenverfehlung, als Werbeeinschaltung allerdings unbezahlbar über
ihr Engagement für das Tittenmagazin mit den eh ästhetischen Fotos informierte.
Was will man machen?
Die
Gala war damit nicht zwingend als Abbild der heimischen Musikszene, sehr wohl
aber als Dokument der heimischen Wesensart zu verstehen, den nicht unbedingt
schmalen Grat zwischen Größenwahn und Minderwertigkeitskomplex bis an die
Extrempole auszudehnen. Immerhin brachte die mit Red Carpet um „It“-Charakter
bemüht in Richtung der alten Entertainmentmutter Ameriga und ihrer
Glamourmetropole L.A. schielende Veranstaltung mit dem Schnulzensänger Jason
Mraz als internationalem Aufputz einen Mann in unsere Mitte, der sich aus
Stammbaumgründen quasi als „einer von uns“ offenbarte, dem man aber „trotzdem
zwei Grammys“ verlieh.
Bunnys und
Zwerge
Als
von Gegensätzen bestimmte Freakshow – von wegen: Musik verbindet … –, ließ der Amadeus
dabei auch heuer wieder kein Auge trocken. Ein der oberösterreichischen
Peripherie und ihrer Bauerndisco entsprungener DJ erinnerte mit böllernden
Autodrombeats und beim Tanz unter erheblichem Stoffmangel leidenden Bunnys aus
der vermuteten Mühlviertler Zweigstelle einer Hugh-Hefner-Mansion auch an die Hauswarming-Partys
drunten bei Berlusconi. Die Jungen Zillertaler legten es im Rahmen eines
Best-of-Medleys mit dem alten Zipfelspiel zweier einsamer Zwerge hoch droben am
Berg ebenso zünftig an. 3 Feet Smaller, derzeit auf Kreativpause, nahmen den
Amadeus in der Kategorie „Alternative“ trotz eines dringenden Handygesprächs
mit der Mutter aber doch dankbar an.
Der
FM4-Award ging an M185, Parov Stelar siegte in der Kategorie „Electronic/Dance“,
Hubert von Goisern durfte mit Preisen für das „Album des Jahres“ und in der
Kategorie „Rock/Pop“ nach Hause gehen und der von Ernst Grissemann gewürdigte
Ludwig Hirsch wurde posthum für sein Lebenswerk ausgezeichnet.
Andreas Gabalier
(„Best Live Act“) klingt beim Reden übrigens nicht nur wegen seiner Phrasen vom
schönen Heimatland oder den einfachen Werten, sondern auch von der Intonation
her wie HC Strache. Als Strafe gab es einen weiteren Amadeus für den im Herzen
ur-wilden Volksrocker – in der Kategorie „Schlager“.
(Wiener Zeitung, 3.5.2012)

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