Keine Frage, dass das Motto des diesjährigen Donaufestivals Johanson gut zu Gesicht steht: Angst, Obsession, Beauty – die drei Schlagwörter scheinen essenziell für sein Œuvre. Überwindet Musik Ängste, ist Songwriting Therapie? Katharsis? Johanson: „Klar! Das trifft zweifelsohne auf meine ganze Arbeit zu. Meine Texte bestehen ja auch zu 90 Prozent aus Tagebucheintragungen. Der Rest sind Betrachtungen meiner Umwelt.“
Stilistisch bewies der Songwriter bisher durchaus Wankelmut. Ausgehend vom jazzigen Sound seiner ersten beiden Alben, entwickelte er mit seiner bis heute vielleicht besten Arbeit, „Poison“ aus 2000, eine Art Trip-Hop Noir. Zum stärksten und die Fans der ersten Stunde nicht schlecht vor den Kopf stoßenden Bruch kam es drei Jahre später mit „Antenna“, auf dem Johanson neben quasi-björk’schen Elektrobeats auch radiotauglichen Synthie-Pop darbot. Auf dem nachfolgenden „Rush“ wiederum kokettierte er mit tanzbarem French-House. Johanson: „Nach meinen ersten Alben wollte ich mich nicht mit einer stilistisch ähnlichen Arbeit wiederholen. Also ging ich nach Deutschland, um ‚Antenna‘ aufzunehmen, ‚Rush‘ entstand zwei Jahre später in Frankreich. Beide Alben waren für mich eher eine Art Nebenprojekt.“
Auf seinem im Vorjahr veröffentlichten und zwischen schmachtenden Popsongs wie „Rocks in Pockets“ und smooth Gejazztem wie „As Good As It Gets“ changierenden Longplayer „The Long Term Physical Effects Are Not Yet Known“ besann sich Johanson wieder seiner Ursprünge. „Das war der natürliche Nachfolger zu ‚Poison‘. Ich glaube, dass mein Songwriting in dieser Art Arrangements am besten funktioniert. Generell würde ich alles, was ich mache, als Singer-Songwriter-Material bezeichnen. Ich schreibe meine Lieder mit Feder und Papier, später entwickle ich sie am Klavier. Erst die Produktion bringt spezielle Einflüsse hervor – wie Psychedelia oder Avantgarde.“
(Wiener Zeitung, 26./27./28.4.2008)
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