Uns soll es egal sein, bekommen wir doch in den nächsten 160 Minuten eine Mordsshow geboten. Zu "Speakerphone" schwebt die Disco-Queen auf die Bühne, wo sie von einer Reihe beweglicher Tanzmänner empfangen und – passend zu ihrem Œuvre, das vor allem von der Mann-Frau-Sache als glücklichste Fügung seit Erfindung von Schraube und Mutter kündet – umgarnt wird. Oh, Baby!
Krocha-Bunt
Auch heute ist unsere Heldin "shocked", weil sich die Wirkung ihres Lovers "Like A Drug" entfaltet, weshalb es der "Nu-di-ty" zu frönen gilt. Die Tanzmänner verkleiden sich dazu als horny Matrosen, sporty Quarterbacks und weird Fetish-Guys in Lack, Leder und Latex; sie bitten zum Schwertkampf, während die Videowände mit hübsch antiquiertem Disco-Glam und ordentlich Krocha-Bunt – bam fix, Oida! – schweres Geschütz auffahren. Kylie selbst präsentiert die neuesten Kreationen von Jean-Paul Gaultier.
Man mag es angesichts dieser großen, nach MTV-Video-Music-Awards in Reinkultur schmeckenden Show kaum glauben, aber es wird auch Musik geboten. Auf ihrer ersten Tour nach überstandener Krebserkrankung konzentriert sich die Sängerin vor allem auf ihr Spätwerk zwischen "Light Years" aus 2000 und der aktuellen Arbeit "X", gibt nettes Formatradio-Material wie "Sensitized" und von vielerlei Einflüssen zwischen Disco, Funk und French-House geprägten Pop wie "Love At First Sight" oder "In My Arms". Manches davon – etwa das von zart schmelzender Knusperelektronik getragene "Slow" - muss in der Tat als Zuckerseite des Mainstream bezeichnet werden.
Die Coverversion von "Copacabana" hätte es dann aber nicht gebraucht! Auch wenn ein direkter Zusammenhang bestehen mag: zwischen der Musik Kylies und dem freudigen Frohlocken in unserer most favourite Strandbar.
(Wiener Zeitung, 16.5.2008)
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