Montag, Juni 23, 2008

DIe Rebellen ohne Umsturz

Wien. Nicht nur Helmut Qualtinger bezog sich auf László Benedeks Film "The Wild One", in dem Marlon Brando als charismatischer Jungrebell mit seiner Motorrad-Gang eine amerikanische Kleinstadt aufmischte, als er 1956 seinen Halbwilden durch Wien brettern ließ.

Auch der 1998 in San Francisco gegründete Black Rebel Motorcycle Club huldigte dem Streifen, indem er seinen Namen dem zweirädrigen Rebellentrupp entlieh. Zwar trug die Band auf ihren vier bisher erschienenen Alben zu Gunsten eines generellen, nicht selten mit zwischenmenschlichen Unannehmlichkeiten einhergehenden Unbehagens nur homöopathische Dosen an umstürzlerischen Inhalten auf – hier bekam die US-amerikanische Regierung ihr Fett ab, da ging man mit der Gleichgültigkeit der eigenen Generation ins Gericht.

Dafür aber sichtete sie jene Musik neu, die zumindest bis zum Aufkeimen der Punkbewegung als Träger des Aufbegehrens galt: Klassischer, ungestüm polternder Rock’n’Roll mit Blues-Einschlag, der hier – und ähnlich wie etwa bei The Jesus & Mary Chain – mittels überbordendem Einsatz von Effektgeräten ordentlich verzerrt wurde, milde Psychedelik zuließ und um das Schaffen der Rolling Stones ebenso Bescheid wusste wie um jenes der Art-Rock-Pioniere The Velvet Underground. Schnell erwies sich das Trio in den vom Rock-Revival geprägten, frühen Nuller-Jahren als deutlich besserer Mutant der sogenannten "The-Bands".

Nach einem stilistischen Bruch mit "Howl" aus 2005, auf dem überwiegend akustisch Blues, Folk und Gospel geboten wurde, wildert das im Vorjahr erschienene "Baby 81" nun wieder in den anfangs eingezäunten Gehegen. Ein feiner Abend steht ins Haus!

(Wiener Zeitung, 18.6.2008)

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