„This will be it. When I say this is it, it really means this is it“ – mit diesen Worten verkündete Michael Jackson am 5. März dieses Jahres im Rahmen einer Pressekonferenz in der Londoner O2-Arena sein Live-Comeback, das ein letztes, erneutes Aufbäumen des Entertainers hätte sein können – oder auch ein Abschied für immer. Schließlich sprach der zu diesem Zeitpunkt gesundheitlich bereits schwer angeschlagene und offenkundig verwirrte Sänger vom „final curtain call“, einer finalen Danksagung an sein Publikum. Nun ist der letzte Vorhang gefallen, noch ehe es ein Wiedersehen mit dem Mann gab, dem einst der Adelstitel „King Of Pop“ angedichtet wurde: In der Nacht auf Freitag verstarb Michael Jackson nach einem Herzstillstand in Los Angeles.
Seine Karriere war geprägt von Extremen. 1958 im US-Bundesstaat Indiana geboren, stand Jackson bereits im Alter von fünf Jahren erstmals auf der Bühne. Als Mitglied der von seinem Vater Joseph gegründeten Soul-Pop Band The Jackson 5, die ihre wesentlichsten Alben ab 1969 über die in Detroit ansässige Hitschmiede Motown Records (Marvin Gaye, Diana Ross & The Supremes u.v.m.) veröffentlichte, wurde Michael als siebentes Kind der Jackson-Familie früh zum Star. An einer Solokarriere führte kein Weg vorbei, zu offensichtlich war das Potential des Sängers, der schnell aus der Gruppe hervorstach. Und im Weiteren von seinem Vater nicht nur gemanagt, sondern auch zum Erfolg geprügelt wurde.
Motown-Gründer Berry Gordy kümmerte sich persönlich um sein Debüt-Album („Got To Be There“, 1972), der Durchbruch sollte aber erst 1979 mit „Off The Wall“ gelingen. Darauf erweiterte Star-Produzent Quincy Jones den RnB Jacksons um funkinfizierten Disco-Sound. Der Grundstein für eine Karriere, die im Zeitalter von Mp3 sowie einer auf schnelle Wertschöpfung anstatt auf langfristige Künstlerbiografien setzenden Musikindustrie heute so nicht mehr denkbar wäre, war gelegt. Unvorstellbare 750 Millionen Tonträger soll der Sänger bis zu seinem Tod verkauft haben. Je nach Angaben zwischen 50 und 100 Millionen davon gehen allein auf „Thriller“ (1982) zurück, das als meistverkauftes Album der Geschichte in die Pop-Annalen einging. Die Anzahl der daraus ausgekoppelten Singles – immerhin gleich sieben Stück – ist ebenso rekordverdächtig wie der auf 900 Millionen US-Dollar dotierte Plattenvertrag, den der Sänger 1991 mit dem Unterhaltungsriesen Sony abschloss
Im Jahrzehnt der Popsuperstars, den für die Industrie seligen 80er-Jahren, war Michael Jackson der Popsuperstar schlechthin. Ein schräger Exzentriker, dessen Bekanntheitsgrad, gekoppelt an millionenschwere Musikvideos und einzigartige Charakteristika wie Jacksons Moonwalk oder Gesangsstil, ohne Gleichen war, dessen Siegeszug unkaputtbar schien. Über weitere Erfolge mit Alben wie „Bad“ (1987) und „Dangerous“ (1991), mit denen der Sänger seinen musikalischen Status untermauerte, fiel Jacksons Hang zum Größenwahn allerdings zunehmend negativ auf. Spekulationen über Schönheitsoperationen sowie sein Erbleichen, das der Sänger selbst mit einer Erkrankung erklärte, taten ein Übriges.
Nachhaltig demoliert wurde Jacksons Karriere allerdings vom Vorwurf des sexuellen Missbrauchs eines Minderjährigen. Der Prozess endete 1994 mit einer außergerichtlichen Einigung, was Jackson den Vorwurf einbrachte, sich freigekauft zu haben. Ein weiterer Prozess endete 2004 mit einem Freispruch des Musikers. Nach zwei gescheiterten Ehen, bizarren Auftritten mit seinen Kindern und dem Flop seines Comeback-Albums „Invincible“ aus 2001 galt er schließlich als quasi nicht mehr rehabilitierbar.
Vermutlich aus finanziellen Gründen sollte der Sänger ab Juli in London 50 letzte Konzerte geben. Immer wieder wurde in den vergangenen Wochen gerätselt, ob er dazu in der Lage sein würde. Er war es nicht. Jackson, der sich in Los Angeles auf die bevorstehenden Auftritte vorbereitete und seit längerem von Schmerztabletten abhängig gewesen sein soll, starb in der Nacht auf Freitag nach einem Herzstillstand. Er wurde 50 Jahre alt.
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