Donnerstag, September 24, 2009

Ein begnadetes Hippie-Mädchen

- Alela Diane im Wiener WUK

Wien. Mit ihrem hierzulande kaum wahrgenommenen Debütalbum "The Pirate’s Gospel" veröffentlichte Alela Diane eine der erfreulichsten Arbeiten in der Kategorie Folk-Revival – 2004 noch im Selbstvertrieb, zwei Jahre später über das Label Holocene Music. Fokussiert auf die ausdrucksvolle, meist von sanfter Lagerfeuer-Klampfe getragene Stimme, entstanden ökonomisch reduzierte Songperlen wie "Pieces Of String" oder "Clickity Clack", deren Texte überwiegend Familie und – ganz Hippie-Style! – Natur zum Inhalt hatten.

Auf ihrem heuer nachgeschobenen Zweitling "To Be Still" zeigt sich die Sängerin aus Nevada, zu deren Freundeskreis unter anderem auch die wunderbare US-Harfenistin Joanna Newsom ("Ys") zählt, nun erstmals in breiter Instrumentierung. Zwischen Tour und Tour im Heimstudio ihres Vaters und Förderers aufgenommen, stimmen Schlagzeug und Percussions in den Chor ein, aber auch Streicher drängen behutsam in den Vordergrund. Dazu zirpen die Mandolinen und greinen die Steel-Gitarren. Wir hören Pop-Songs mit Folkeinschlag ("White As Diamonds"), aber auch Rootslastigeres wie die titelgebende Country-Ballade.

Das ist gut und schön, allerspätestens im letzten Drittel wird die Angelegenheit aber doch etwas langweilig. Ähnliches dürfte bei Dianes mit Spannung erwarteter Österreich-Premiere am 1. Oktober im Wiener WUK nicht passieren. Schließlich genießt das Hippie-Mädchen den Ruf einer begnadeten Vollblutmusikerin – und ein solcher verpflichtet.
(Wiener Zeitung, 25.9.2009)

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