Die Pet Shop Boys und Depeche Mode geben Konzerte in Wien
Wien. Der Krise schlugen die Pet Shop Boys zuletzt in zweierlei Hinsicht ein Schnippchen. Mit ihrem programmatisch "Yes" betitelten und insgesamt zehnten Studioalbum hielt die britische Pop-Institution zum einen dem auch und vor allem im sogenannten Unterhaltungsbereich hoch im Kurs stehenden Rotstift, dessen Wortschatz derzeit bevorzugt zwischen "Nein" und "Brauch ma net" pendelt, einen ebenso starken wie Zuversicht ausstrahlenden Slogan entgegen.
Zum anderen gelang der Band nach eher halbgaren Arbeiten wie "Release" und dem im Zeichen von Trevor Horn und dessen opulent-orchestraler Verzierkunst stehenden "Fundamental" auch künstlerisch der Weg zurück ins Glück. Unter Regie von Brian Higgins und dessen Produktionsteam Xenomania setzte es mit "Love etc." nichts weniger als eine Götternummer, die auch an eines erinnerte: Wir haben es bei diesem ob seines offenen Bekenntnisses zu Pop als kommerzieller Spielform oft angefeindeten Duo mit einer Ausnahmeerscheinung zu tun, der in einer Königsklasse namens "Song" einst außer Hits nur Hits entfleuchten.
Dabei muss man Neil Tennant und Chris Lowe als Dancefloor-Melancholiker bezeichnen, die bei aller hier auch zur Schau gestellten Disko-Orgiastik doch nie auf etwaige Neben- und Nachwirkungen vergessen. Siehe auch: Schädelweh und gebrochene Herzen!
Live kredenzt das Duo derzeit ein um neues Material erweitertes Best-Of-Programm – wie auch Depeche Mode, als deren Fans sich die Boys einst bekannten. Die Band um Mastermind Martin Gore sowie Frontmann und Neo-Songwriter Dave Gahan blickt nach bald drei Jahrzehnten im Geschäft auf eine außergewöhnliche Karriere zurück.
Nach Anfängen mit fiepsender Heim-Elektronik als New Romantics abgestempelt, emanzipierte sie sich später nicht nur mit diversen Hit-Singles, sondern vor allem über längst kanonisierte Gesamtkunstwerke wie "Black Celebration" oder "Violator" als nachhaltiger Einflussfaktor. Als solcher ist das Trio auch in seinem aktuellen Schaffen – zuletzt auf "Sounds Of The Universe" – noch relevant, wenngleich "Die Welt" richtig konstatierte: "Früher haben Depeche Mode den Hörer überwältigt, heute wird er überredet." Dennoch: Solche Bands werden heute nicht mehr gebaut. Zwei Termine, ein Manifest: Pop in Reinkultur.
(Wiener Zeitung, 1.12.2009)
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