Royal Bangs im B72
Wenn es darum geht, die neueste Hype-Band aus London oder New York wie die Sau durchs globale Dorf zu treiben, fragt sich der geneigte Hörer mitunter: Warum? Wieso? Und: Hä??
Ähnliche Verwunderung gilt auch dem Konzert von Royal Bangs aus Knoxville, Tennessee, das am Sonntag in der kleinen Wiener Musikbar B72 allerdings unter umgekehrten Vorzeichen vonstatten geht. Schließlich lädt das Quintett, das mit Alben wie "We Breed Champions" aus 2006 sowie dem heuer veröffentlichten "Let It Beep" locker mittelgroße Hallen füllen können sollte, müsste, hier vor magerer Kulisse zum Privatissimum.
Das Blöde daran: Die Welt ist ungerecht und gemein! Das Tolle: Man darf den Musikern auf die Schulter klopfen und sie im herzlichen Zwiegespräch zu einer weiteren Zugabe nötigen. Bitte, danke – und noch ein Bier für’d Musi!
Live spielt die Band ihre ursprünglich gern ausfransenden sowie ab und zu von Radiohead’scher Kid-A-Elektronik umgarnten Songs, die mit hymnischen Melodiebögen etwa an die wunderbaren Broken Social Scene erinnern, ohne größere Umwege. Passend zur aktuellen Arbeit scheppert und klescht das Schlagzeug, während Bass und Gitarren sich um Funk bemühen. Sänger Ryan Schaefer zaubert nervös frickelnde wie bisweilen enervierende Dada-Sounds aus seinem Korg und bittet auf im Auditorium bereitstehenden Trommeln schließlich zum Freak-Out. Allerdings verschleiert sein Auftreten kaum, dass er das Gastspiel zwecks Abreise in eine der Band freundlicher gesinnte Stadt eher kurz halten möchte.
Nach 40 Minuten und Höhepunkten wie "War Bells", "Poison Control" oder "Cat Swallow" ist dann auch Schluss. Die Anwesenden sind begeistert und verabschieden sich einzeln von ihren Helden: Mehr privat, weniger fad!
(Wiener Zeitung, 1.12.2009)
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