Ihr Humorverständnis definieren Green Day in der Wiener Stadthalle schon vor Konzertbeginn, indem sie einen überlebensgroßen Duracell-Hasen auf der Bühne so lange Bier saufen lassen, bis dieser ins Wanken gerät. Humor ist keine Deutungssache. Humor ist, wenn man trotzdem lacht!
Die Band, die Punk spätestens mit ihrem Album "Dookie" 1994 in den Mainstream überstellte, mag mit ihrer dem Amerika der Bush-Regierung geschuldeten Schlüsselarbeit "American Idiot" später zwar eine und wenn auch nur an der Oberfläche gehaltene Kritik an den Verhältnissen zwischen MTV-Formate wie die MILF-Belangssendung "Date My Mom" geschoben haben. Live geht es mit zünftig geprügeltem Punk-Pop dann aber um nichts mehr als Hüttengaudi für immer nie Erwachsene.
Das ist nicht unsympathisch, dank nicht bloß auf Massenkaraoke beschränkter Publikumsmiteinbeziehung allerdings bald enervierend. Siehe dazu: Heute casten wir uns eine Band aus Fans! Dabei gelingt der Formation ein wahres Kunststück. Immerhin reißt sie das nicht unbedingt für seine Begeisterungsfähigkeit bekannte Wiener Publikum vom ersten Ton an von den Sesseln, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt.
Eine Reise durch die Bandgeschichte bedeutet neben Dreiminütern wie "Welcome To Paradise" und "Basket Case", Ska-Lastigerem wie "King For A Day" aber auch konventionelle Ö3-Balladen wie "Boulevard Of Broken Dreams". Dazwischen: Boing, bumm, tschack – und die Erkenntnis, dass die 90er Jahre auch gefühlterweise lange schon vorbei sind. Rest in pieces!
(Wiener Zeitung, 10.11.2009)
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