Ebony Bones! muss man sich vorstellen wie Tingeltangel-Bob aus der TV-Serie Die Simpsons, der sich die Strumpfhose von Kermit dem Frosch und das Kleidchen beim Stoffwurst-Metzger ausgeborgt hat.
Die aus London stammende Musikerin, die bereits auf eine Karriere als TV-Star der Daily Soap "Family Affairs" zurückblickt, bastelt nicht nur ihre Musik zu Hause am Laptop in bester Do-It-Yourself-Manier selbst. Wie man im nur mäßig gefüllten Wiener Flex bei einer ersten, ebenso kurzen wie intensiven Vorstellungsrunde schon ab 0 Uhr 45 (!) live im Konzert erleben darf, gibt sie auch die Ausstattung ihrer Bühnenshow nicht gerne aus der Hand. Arbeitsmotto: Du kannst es dir vorstellen, also kannst du es bauen!
Während die Background-Sängerinnen also im Lady-Gaga-Gedächtnis-Look Quarterback-verdächtige Schulterpolster zur Schau stellen, um mit ihren Frisuren vor allem an die Cheops-Pyramiden zu erinnern, sieht ihr Gitarrist gleich aus wie Pharao Tutanchamun in seiner 2.0-Version als frecher Disco-Hippie. Und als wäre das nicht genug an optischer Überforderung, werden dazu auch noch als Veitstanz getarnte epileptische Anfälle vorgeführt. Man hört und sieht es: Ebony Bones! ist ein wildes Huhn.
Allerdings darf man sich davon nicht täuschen lassen. So krochabunt, närrisch und verspielt sich die Sängerin nach außen hin auch geben mag, so übersteigt ihr Schaffen doch das Stadium einer reinen Kinderjause. Songtitel wie "W.A.R.R.I.O.R", "In G.O.D. We Trust (Gold, Oil & Drugs)", "We Know All About You" oder "Smiles & Cyanide" legen es bereits nahe: Es geht zwischen unverschämt zum Tanz ladenden Partykrachern wie "The Muzic" auch um Themen wie Rassismus oder strategische Überwachungstendenzen. Ihre schönsten Slogans hält die Sängerin allerdings für potenzielle Verehrer im Talon. "I'm Ur Future X Wife" und "Don't Fart On My Heart" stellen die Vorzeichen recht unsanft auf Beziehungs-Ballaballa.
Unterstützt von ihrer siebenköpfigen Band, krächzt, kreischt, brüllt und padauzt sich Ebony Bones! dem nicht bloß unterschwelligen Punk-Gestus ihrer Musik folgend durch das Konzert, als gäbe es kein Morgen. Wir hören tribalistische Beats auf Basis klirrender Einweg-Flaschen, zu denen sich unterkühlte Synthie-Bässe ebenso gesellen wie beseelte Bläser-Arrangements. Das scheppert und erfreut die Herzen aller immer nie Erwachsenen.
Zu Coverversionen von "Another Brick In The Wall" und "I Wanna Be Your Dog" zwitschert dann auch die Trillerpfeife. Auf Twitter steht: "ebony bones show was great!"
(Wiener Zeitung, 16.12.2009 Print/Online)
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