Dienstag, April 20, 2010

Pfifferlinge und "Schwammerln"

Mit der Kulinarik im Fernsehen ist es so eine Sache. Zum einen wird der Markt schon seit Jahren vom Schlemmen bestimmt. Zum anderen will man dank Andi, Alex und den übrigen Schmähbrüdern eigentlich gar nicht mehr zusehen. Stichwort: Übersättigung. Und Stichwort Paul Bocuse, der Schwätzer verachtet und zum Thema Wein einmal festhielt: "Die einzige Frage, die ich gelten lasse, lautet: Ist er gut?"

Für rühmliche Ausnahmen sorgten Patrick Müller, der bei "Silent Cooking" die Luft anhielt – und Sarah Wiener, die mit ihren kulinarischen Reisen durch Frankreich und Italien Land und Leute besuchte, um einer möglichst "authentischen" Küche näher zu kommen. Nun also tuckert die Autodidaktin durch die Alpen. Und machte zum Auftakt in "Die kulinarischen Abenteuer der Sarah Wiener in den Alpen" am Grundlsee Halt, wo sie im feinsten Hansi-Knaus-Akzent freundlich begrüßt wurde: "Mei, die Sarah. Griass di!" Arte untertitelte folgerichtig, hatte aber selbst sprachlich zu kämpfen. Während die Stimme aus dem Off die Reinanke konsequent und mit erheblichem Nervfaktor auf "Anke" betonte, anstatt richtigerweise die erste Silbe hervorzuheben, war die Rede von Pfifferlingen, die man in Österreich "Schwammerln" nennt. "Eierschwammerln", wenn schon, aber wen interessieren Details?

Sarah Wiener, gewohnt charmant, gefiel im Gespräch mit ihren Gastgebern, während die Stimme aus dem Off auf die "Ureinwohner des Salzkammerguts" verwies. Die Köchin baute unter Tage Salz ab und pflückte Kirschen, entweidete Fische und kredenzte zum Abschluss ein Menü aus drei Gängen. Bodenständige Kost – die Arte am Ende altbacken inszenierte. Traurig winkten die Gastgeber der Köchin, als diese davonbrauste. Pfiat di God!

(Wiener Zeitung, 21.4.2010)

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