Als Arte im Jahr 2003 den kritischen Dokumentarfilm "‚Kronen Zeitung‘ – Tag für Tag ein Boulevardstück" ausstrahlte, reagierte die auflagenstärkste Zeitung des Landes prompt: Der Sender wurde von der Programmseite entfernt. Das hätte dem ORF nicht passieren können. Er verzichtete auf den Film und handelte, wie Kritiker anmerkten, symptomatisch für das Duckmäusertum, das Dichand als Medieninstanz für sich erarbeiten konnte. Wie reagiert der ORF auf das Ableben des Herausgebers? Am Donnerstag wurde ein Themenabend gesendet.
Nach einer Analyse der "ZIB", die öffentlich-rechtlich abwiegend resümierte, "die eine Hälfte der Österreicher hat ihn kritisch gesehen, aber die andere Hälfte hat ihn gelesen und ihm sehr oft geglaubt", beleuchtete ein "Menschen & Mächte spezial" Leben und Werk des gebürtigen Grazers. Dabei erlebte man Dichand beim Segeln am Attersee, Cato in Paris und "den Alten" als Kunstliebhaber. Dagmar Koller berichtete von Dichands "Lebenstraum, diesem Film über Kaiserin Elisabeth", und überhaupt wurde das Genie Dichand gefeiert. Zwar wurden seine Konflikte mit den Miteigentümern betrachtet, kritische Worte über Kampagnenjournalismus oder Hetze in Versform blieben allerdings aus.
Auch ein "Runder Tisch" dümpelte eher dahin. Während Medienberater Michael Grabner Catos Qualitäten als Blattmacher betonte und Hans Mahr als Pflichtverteidiger Dichands agierte, wenn Armin Thurnher diesen als "verheerend für die publizistische Kultur des Landes" bezeichnete, wurden vor allem alte Fragen wiedergekäut. Wie es mit der „Krone“ nun weitergeht, darüber konnte auch in der Diskussionsrunde nur spekuliert werden.
(Wiener Zeitung, 19./20.6.2010)
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