Die Vivian Girls gastieren am Montag in Wien.
Auf ihrem titellosen Debütalbum gelang den Vivian Girls ein Kunststück: Das flotte Dreimäderlhaus aus – natürlich! – Brooklyn, New York City, fertigte zehn Songs in gerade einmal 21 Minuten ab. Die meisten davon blieben also unter der Zweiminutenmarke und machten auch sonst deutlich: Cassie Ramone, Kickball Katy und Ali Koehler sind wilde Hühner, die sich selbst und uns allen nichts schenken.
Ihre Musik mag es zunächst einmal krachen und scheppern lassen, dass es den im Proberaum nebenan übenden Buben angst und bange wird: Freunde, hört das Fatale! Lo-Fi gilt bei den Vivian Girls nämlich nicht nur in Hinsicht auf die Produktion, sondern auch in Hinsicht auf ihr Spiel selbst. Schlachtruf: Dilettantismus ist unser Perfektionismus, falsch ist unser richtig, windschief unser gerade.
Allerdings treibt die Band ihr auf Biegen und Brechen unbehübscht schallendes Œuvre mit süßlich-harmonischen Gruppengesängen dann doch noch in Richtung "Das Schöne und das Biest". Punkgestus und Popappeal finden sich hier also in friedlicher Umarmung. Das macht großen Spaß, auch wenn Songtitel wie "Damaged", "Never See Me Again" oder vor allem "I Have No Fun" das Gegenteil vermuten ließen.
Die Referenzen dieser wilden Hühner führen – wie bei so vielen Bands, die ihre Sechssaiter in bester Garagen-Manier auf Anschlag stellen – von Velvet Underground bis hin zu alten Shoegazern wie The Jesus and Mary Chain; unter der aktuellen Kollegenschaft scheint ein Vergleich mit den Dum Dum Girls, die erst vor wenigen Wochen in Wien gastierten, am ehesten zulässig.
Mit dem im Vorjahr nachgeschobenen Zweitling, "Everything Goes Wrong", der bei erhöhter Spielzeit auf die bewährte Erfolgsformel setzte und dabei etwas gar eintönig erschien, kommt die Band nun in die Wiener Arena: Rock on, girls, rock on!
(Wiener Zeitung, 8.7.2010)
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