Der Titel, "Apocalypse", täuscht: Auf dem dritten Album, das Bill Callahan unter bürgerlichem Namen veröffentlicht, geht die Welt ganz bestimmt nicht unter. Zu zurückgelehnt klingen die neuen Songs, in denen der US-Songwriter mit gewohnt distanziertem Sprechgesang über das Leben sinniert: "It’s never easy to say goodbye / To the faces / So rarely do we see another one / So close and so long."
Während Callahan, der sich unter seinem Alias Smog mit verschrobenen Lo-Fi-Experimenten einen Ruf als Eigenbrötler erarbeitete, auf "Sometimes I Wish We Were An Eagle" (2009) zuletzt beinahe konventionell klang, wird "Apocalypse" nun wieder vom Spiel mit den Formen mitbestimmt. Abseits gängiger Strophe-Refrain-Schemata und trotz repetitiver Grundstrukturen ist auf diesem Album wenig vorhersehbar. In seiner eigenen Liga hat sich der 44-Jährige längst von Vorgaben freigespielt.
Neu sind von Beserlschlagzeug und Querflöten verbreitete Jazzanklänge sowie hörbar von der Region um Mali inspirierte Rhythmusgitarren. Bei "America", einer launigen Beschäftigung mit seinem Heimatland, legt Callahan verzerrte Gitarrenschlieren über einen unterschwelligen Blues-Beat; gospelaffin klingt das Album hingegen mit "One Fine Morning" aus. Sein subtiles, sich aber nie versperrendes Songwriting gipfelt diesmal im zauberhaft-stoischen "Riding For A Feeling". Was soll man sagen? Ein Gedicht!
(Drag City / trost)
(Wiener Zeitung, 30.4./1.5.2011)
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen