Was genau sich die Redaktion der ORF-Feel-Good-Sendung "Frühlingszeit" dachte, als sie ihren Themenschwerpunkt zur royalen Hochzeit schon nach Beitrag Nummer eins für einen Rückblick auf die Atom-Katastrophe von Tschernobyl unterbrach – wer kann es sagen?
Schließlich hatte bereits zuvor eine Weddingplanerin über die Herausforderungen ihrer britischen Kollegen geplaudert, die am Freitag ihren Dienst zu versehen haben – Vorsicht sei vor allem bei der Anrede geboten: das Titel-Problem! –, während es auf den Straßen der einstigen k. und k. Hochburg Wien zur Passantenbefragung kam. "Wären Sie auch gern Prinzessin?" – mit Fragen dieses Kalibers wurde das danubische Volk zum Nachdenken eingeladen, allein: Der dort von einer Redakteurin angetroffene Pöbel zeigte sich am Schicksal der besseren Leute tendenziell uninteressiert. "Das geht mir am Gesäß vorbei", wie ein Urlaubsgast aus Deutschland es formulierte, der hörbar kein "Edler" war.
Nach besagtem Super-GAU näherte sich "Frühlingszeit" dem Adel von innen an, besuchte also die Räumlichkeiten des Hotel Imperial, in dem anno Schnee die Queen nächtigte. Zeitungsbügler, Lusterentstauber und Stubenmädchen wurden bei der Arbeit begleitet und hart auf ihre Verschwiegenheit überprüft, ehe das Herzstück der Sendung in fünf Akten über die Bühne ging. Die schönsten Adelshochzeiten, online ermittelt von der an Monarchie erkrankten Seherschaft, wurden angeführt von Victoria und Daniel, die einst Schweden zu Tränen rührten.
Lizzi Engstler seufzte zufrieden! Und auch die notorische Rotzpippn Dominic Heinzl berichtete in "Chili" mit nobler Zurückhaltung.
(Wiener Zeitung, 28.4.2011)
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