Freitag, Juli 08, 2011

Die Sehnsucht nach den Sternen

Erstmals in Österreich: US-Produzent Flying Lotus gastiert am Dienstag im WUK.

Zum ersten Mal vorstellig wurde Steven Ellison 2006: Der in Los Angeles aufgewachsene Produzent demonstrierte mit seinem damals veröffentlichten und nach seinem Geburtsjahr benannten Debütalbum „1983“ das neue Selbstbewusstsein der elektronischen Szene seiner Heimatstadt. Die für das System Hollywood und seine Sterne bekannte Metropole hält es musikalisch mit dem Hip-Hop und seinen Stars.

Hip-Hop ist zwar auch Ellison, der unter seinem Pseudonym Flying Lotus produziert, alles andere als fremd. Vor allem seine Beats kommen aus dem Umfeld des Spoken-Word-Genres, werden bei ihm aber bevorzugt in zumindest bis zum Bruch frei fließende, abstrahierte und kunstvolle Bahnen gelenkt. Und sie dienen als Basis einer größtenteils instrumental gehaltenen Musik, die ihre breit gefächerten Einflüsse zu einem originären Soundamalgam bündelt.

Nach dem Achtungserfolg seines Debüts ergatterte der junge Mann einen Vertrag mit dem renommierten Londoner Label Warp, bei dem er seither veröffentlicht. Er schaffte es mit seinem Zweitling „Los Angeles“ auf sämtliche relevanten Bestenlisten des Jahres 2008 und kollaborierte mit Musikern wie seinem Labelkollegen Gonjasufi, gestaltete den Live-Soundtrack zum avantgardistischen US-Animationsfilm „Heaven And Earth Magic“ am Ann Arbor Film Festival und gründete schließlich sein eigenes Label Brainfeeder.

Dass Ellison ein begnadeter Esoteriker mit Hang zum außerkörperlichen Freizeiterlebnis ist, hört man seiner Musik nicht an. Und doch wird auf „Cosmogramma“, seiner aktuellen Arbeit, mit der der Laptopmusiker nun erstmals nach Österreich kommt, so etwas wie eine spirituellere Aura freigesetzt, die durch den kosmischen Sternenstaub von Outer Space herabstrahlt auf die Erde. Tracks wie „Do The Astral Plane“ künden unverkennbar von der Sehnsucht nach dem All.

Musikalisch wird diese von wild flirrenden Keyboardsounds und einer intergalaktisch tönenden Harfe untermalt, die ebenso wie die Gitarren, Streicher und Trompeten nicht gesampelt, sondern diesmal live eingespielt wurde. Zwischen den wahlweise „chillig“ ausgefallenen oder nervös machenden Soundreisen, denen sich für einen Song auch Thom Yorke als Gastsänger anschloss, tritt Ellisons Liebe zum Jazz verstärkt in den Vordergrund. Wir haben es hier immerhin mit dem Großneffen von Alice Coltrane zu tun.

Live lässt sich Flying Lotus im WUK übrigens von Richard Spaven am Schlagzeug und dem heimischen Elektroniker Dorian Concept an den Keyboards unterstützen. Be there!

Dienstag, 12. Juli, WUK. Beginn: 21 Uhr

(Wiener Zeitung, 9./10.7.2011)

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