Nächste Woche beginnt
in Wien das „Waves Vienna“ – ein Club- und Showcase-Festival
Dass es
Wien als vermeintlicher Weltstadt doch erheblich an einem Pop-Festival von
internationaler Bedeutung mangelt, wurde zuletzt im Rahmen des Popfest Wien diskutiert,
dessen Fokus, väterlich unterstützend, sich ausschließlich auf heimische
Künstler beschränkt.
Während sich etwa Barcelona und Budapest mit hierorts also
vermissten Veranstaltungen wie dem Primavera Sound, dem Sónar oder dem Sziget
nicht nur kulturell aufwerten, sondern zudem auch ihr Image pflegen und den Tourismus
ankurbeln, pendeln Avantgarde und die IG Elektronik hierzulande nach Krems zum
Donaufestival oder nach Graz zu Elevate oder Spring. Ohne engagierte
Veranstaltungen wie das gerade über die Bühne gegangene „Run VIE – Festival For
Urban Art & Music“ oder das die VJ-Kunst und ihre Begleitangebote umkreisende
„sound:frame“ zu unterschätzen: Der universelle Blick über die Nische hinaus war
in der Hauptstadt bislang bestenfalls Mangelware.
Weltschmerz für die Clubs
Weltschmerz für die Clubs
„In Wien braucht es Zeit, Strukturen wachsen zu lassen. Mit
dem Waves-Festival, das heuer im Herbst starten soll, hätte man dafür eine gute
Ausgangsbasis.“ Was Popfest-Kurator Robert Rotifer im Gespräch mit der Wiener
Zeitung bereits im Juni ankündigte, scheint sich nun zu bewahrheiten. Immerhin
zeigt das mit einer Kapazität von 15.000 Besuchern an fünf Spieltagen zwar zunächst
überschaubar gehaltene Festival doch, dass es gleich in seiner ersten Saison
mehrere Fliegen mit einer Klappe erschlagen will. Mit einem Brückenschlag nicht
nur in den Osten will das „Waves“ möglichst mehr auslösen als nur einen Sturm
im sprichwörtlichen Wasserglas. Von den 80 Acts, die, beginnend mit dem Eröffnungskonzert
der elegisch zum Marche funèbre ladenden Steirerin Anja Plaschg alias Soap
& Skin im Stadtsaal, ab nächsten Mittwoch bestaunt werden können, stammen mehr
als dreißig aus Österreich und fünfzehn aus dem näheren Osten zwischen Polen
und Lettland.
Die hierzulande mindestens mehrheitlich noch unbekannten
Gäste sowie heimische Beiträge, die sich nicht allwöchentlich im Chelsea die
Ehre geben, lassen die Veranstalter von einem Showcase-Festival sprechen, das
mit Vorstellungsrunden Fan-Akquise ermöglichen soll. Als Zugpferde in Richtung
Breitenwirksamkeit wurden die britischen Post-Punk-Heroen Gang of Four ebenso
gewonnen wie streng dem Weltschmerz verpflichtete junge Musikerinnen wie EMA
oder Zola Jesus, die sich dem Gothic-Pop der 80er-Jahre widmet.
Als Clubfestival wiederum stellt das „Waves“ seine
Austragungsstätten in den Vordergrund. Einschlägige Blitzhütten wie
Pratersauna, Fluc und Flex werden ebenso bespielt wie das Café Dogenhof, das
Singer-Songwritern eine Bühne errichtet. Der öffentliche Raum wird etwa mit der
„Opel Corsa Stage“ ein Thema, die sich inmitten des Praters befindet, während
das bereits Viennale-erprobte Badeschiff die Festivalzentale bereitstellt.
Workshops und Talks
Workshops und Talks
Als Veranstalter des Festivals fungiert die Monopol Medien
GmbH, die mit den Magazinen The Gap und TBA für heimischen Jungjournalismus
unter den Vorzeichen der Popkultur steht – die umtriebige Musikagentur Ink
Music sorgt für die musikalische Programmierung, das Music Information Center
Austria, kurz MICA, kümmert sich um die Konferenzschiene.
Während dort Business-To-Business-Themen im Vordergrund stehen und so
vor allem der Szene selbst (und ihren Networking-Bestrebungen) geholfen ist, darf
sich der gemeine Besucher Mehrwert von der Workshop-Leiste erwarten: Neben den
handwerklichen Grundkenntnissen des DJings kann dort etwa auch der Umgang mit
dem Reactable erlernt werden, einem Musikinstrument, das von einem österreichisch-spanischen
Forscherteam an der Pompeu-Fabra-Universität Barcelona entwickelt wurde.
Waves Vienna: 28. September bis 2. Oktober. Details und Programm siehe hier
Waves Vienna: 28. September bis 2. Oktober. Details und Programm siehe hier
(Wiener Zeitung, 22.9.2011)
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