Dave Grohl widmet
sich mit seinem ersten Dokumentarfilm erzählter Musikgeschichte
- Eine Hommage an die „Sound City“-Studios in L.A.
Die „Sound City“-Studios in Los Angeles wuchsen während der 1970er-Jahre vom Geheimtipp zu einer Art Schnittstelle des Classic Rock heran. Neil Young nahm darin Teile von „After The Gold Rush“ auf und Fleetwood Mac spielten ihr erstes Album mit Stevie Nicks und Lindsey Buckingham ein – ehe sich Santana, Tom Petty, Grateful Dead oder Rick Springfield die Klinke in die Hand geben sollten. In Dave Grohls erstem Dokumentarfilm „Sound City“, der als Geschichtsstunde in Sachen Rock ’n’ Roll auch für Leidenschaftlichkeit im Handeln plädiert, plaudern Musiker, Produzenten und einstige Hausmitarbeiter anekdotisch aus dem Nähkästchen – was unterhaltsam und sentimental ausfallen darf, wenn es etwa um die spürbar familiäre Atmosphäre von seinerzeit gehen soll.
Als Neo-Regisseur der heuer am Sundance Filmfestival uraufgeführten Dokumentation legt Grohl den Fokus bald auch auf das Herzstück des Studios: Das Neve-Mischpult, von Neil Young als „Enterprise on steroids“ beschrieben, gilt nicht nur dem heutigen Foo Fighter Grohl als Inbegriff analoger Aufnahmekultur. Auch wenn Tom Petty darüber flucht, eine einzige Nummer 150 Mal gespielt haben zu müssen, ehe aufgrund der Live-Aufzeichnung auf Band auch wirklich alles einwandfrei klang, regieren bezüglich der Schaltkanzel strahlende Augen und offene Münder.
Ein zweiter Frühling
Als anderswo Computer Einzug ins Studiogeschäft hielten, begann der Abstieg von „Sound City“. Pro Tools und ähnliche Programme mehr, im Film dann doch etwas wertkonservativ kritisiert, veränderten die Branche erheblich. „Sound City“ konnte nicht Schritthalten und es drohte die Pleite, als die von der abgerockten Atmosphäre des Hauses eigentümlich angezogenen Nirvana einfielen, „Nevermind“ aufnahmen und der alten Dame einen zweiten Frühling bescherten – schließlich buchten im Anschluss auch Acts wie Kyuss oder die Red Hot Chili Peppers wieder Studiozeit.
Als das am Analogmodus festhaltende Studio im Jahr 2011 endgültig schließen musste, erwarb Grohl das Mischpult, integrierte es in seinen eigenen Aufnahmeraum und startete mit dem Soundtrack „Sound City: Real To Reel“ (Sony Music) eine weitere Hommage: Mit alten Studio-Verbündeten wie Stevie Nicks, befreundeten Künstlern wie Trent Reznor oder persönlichen Helden wie Paul McCartney (!) wurden ohne großen Plan Songs an der Neve eingespielt. Die Ergebnisse sind, freundlich gesagt, eher durchwachsen. Inklusive der als Oral History angelegten Dokumentation allerdings könnte das Gesamtprojekt kaum charmanter sein.
(Wiener Zeitung, 20.3.2013)
- Eine Hommage an die „Sound City“-Studios in L.A.
Die „Sound City“-Studios in Los Angeles wuchsen während der 1970er-Jahre vom Geheimtipp zu einer Art Schnittstelle des Classic Rock heran. Neil Young nahm darin Teile von „After The Gold Rush“ auf und Fleetwood Mac spielten ihr erstes Album mit Stevie Nicks und Lindsey Buckingham ein – ehe sich Santana, Tom Petty, Grateful Dead oder Rick Springfield die Klinke in die Hand geben sollten. In Dave Grohls erstem Dokumentarfilm „Sound City“, der als Geschichtsstunde in Sachen Rock ’n’ Roll auch für Leidenschaftlichkeit im Handeln plädiert, plaudern Musiker, Produzenten und einstige Hausmitarbeiter anekdotisch aus dem Nähkästchen – was unterhaltsam und sentimental ausfallen darf, wenn es etwa um die spürbar familiäre Atmosphäre von seinerzeit gehen soll.
Als Neo-Regisseur der heuer am Sundance Filmfestival uraufgeführten Dokumentation legt Grohl den Fokus bald auch auf das Herzstück des Studios: Das Neve-Mischpult, von Neil Young als „Enterprise on steroids“ beschrieben, gilt nicht nur dem heutigen Foo Fighter Grohl als Inbegriff analoger Aufnahmekultur. Auch wenn Tom Petty darüber flucht, eine einzige Nummer 150 Mal gespielt haben zu müssen, ehe aufgrund der Live-Aufzeichnung auf Band auch wirklich alles einwandfrei klang, regieren bezüglich der Schaltkanzel strahlende Augen und offene Münder.
Ein zweiter Frühling
Als anderswo Computer Einzug ins Studiogeschäft hielten, begann der Abstieg von „Sound City“. Pro Tools und ähnliche Programme mehr, im Film dann doch etwas wertkonservativ kritisiert, veränderten die Branche erheblich. „Sound City“ konnte nicht Schritthalten und es drohte die Pleite, als die von der abgerockten Atmosphäre des Hauses eigentümlich angezogenen Nirvana einfielen, „Nevermind“ aufnahmen und der alten Dame einen zweiten Frühling bescherten – schließlich buchten im Anschluss auch Acts wie Kyuss oder die Red Hot Chili Peppers wieder Studiozeit.
Als das am Analogmodus festhaltende Studio im Jahr 2011 endgültig schließen musste, erwarb Grohl das Mischpult, integrierte es in seinen eigenen Aufnahmeraum und startete mit dem Soundtrack „Sound City: Real To Reel“ (Sony Music) eine weitere Hommage: Mit alten Studio-Verbündeten wie Stevie Nicks, befreundeten Künstlern wie Trent Reznor oder persönlichen Helden wie Paul McCartney (!) wurden ohne großen Plan Songs an der Neve eingespielt. Die Ergebnisse sind, freundlich gesagt, eher durchwachsen. Inklusive der als Oral History angelegten Dokumentation allerdings könnte das Gesamtprojekt kaum charmanter sein.
(Wiener Zeitung, 20.3.2013)
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