„We Are Fish“:
Claria Luzia legt ihr fünftes Studio-Album in acht Jahren vor
- Mit mehr Druck sorgen
Luzia und ihre Band für neue Nuancen
Für die emotionale
Dringlichkeit ihrer Songs ist es doch ein wenig erstaunlich, dass Clara Luzia den
Ausbruch, den Aufbruch und solchermaßen das reinigende Donnerwetter in der
Musik weitgehend nicht zulässt. Spiel dich frei, lass es raus – diese und
ähnliche Ansätze mehr, inhaltlich kultivierten Themengebieten wie Kummer und
Leid exorzistisch den Garaus zu machen, werden zugunsten einer stilleren
Spielart vermieden.
Zumindest auf den
vier zwischen 2006 und 2011 veröffentlichten Studioalben, die das grundsätzlich
folkbeeinflusste Songwriting Luzias zunehmend in herbstlich-nebelschwadrige
Kammerballaden und hübsch arrangierten Midtempo-Pop
überführten, stellte sich diesbezüglich bald ein Gefühl von Vertrautheit ein. Das
Hinausbrüllen in die Welt war und ist die Sache der Songwriterin nicht.
Stattdessen wird mit gerne auch erzählerisch gebrauchter Singstimme von den Widrigkeiten
des Lebens gekündet, die uns den Alltag – was soll man machen? – nun einmal
erschweren.
Pumpende Bässe
Daran ändert sich zwar
auch auf „We Are Fish“ relativ wenig. Nach einem kurzen Flirt mit der
Effektgerätschaft als solcher wird das dieser Tage auch in Deutschland
erscheinende neue Album zwischendurch aber von vergleichsweise drastischen Schrammelgitarren
und Feedbacksounds unterbrochen, die Luzias Vorliebe für „clean“ gespielte Sechssaiter
abflauen lassen: Das Titelstück des Albums und sein Pop-Ansatz, das bei ungewohnt
hohem Lautstärkepegel gegebene „Leave The Light On“ und Songs wie „No One’s
Watching“ oder „The Menace Is My Head“ belegen den adaptierten Sound, der aber
keine Revolution lostritt. Geblieben sind die bei Luzia nie aufgesetzte Gefühligkeit
und die dieser zuarbeitenden Streicher- und Bläserarrangements, die heute über
die Dauer von 36 Spielminuten hinweg zum Einsatz kommen. Mit gerne auch
pumpenden und, wie bei „Monster in You“ als musikalisch euphorischstem Song des
Albums, in bester Disco-Manier rotierenden Bässen hingegen sorgt pauT als neu
ins Line-up genommenes Bandmitglied für frische Akzente.
Dass die dabei erspielte
Lebensfreude von den Texten nicht zwingend übernommen wird, bleibt dem
melancholischen Grundduktus Luzias geschuldet. Zweifelsohne geht es auch in den
neun neuen Songs um das Verlorensein in der Welt („Wouldn’t it be
good to have a guidance after all?“), dessen Entsprechung im
alltäglichen Ärger mit einem zünftigen „Aargh!” auch einmal
beschimpft werden darf: „It’s been a long and lousy, a freaking bloody, fucking
useless day!!“
Das vom
Sternenstaub verdunkelte Celebrity-Drama von „No One’s Watching“ wiederum hat
mit Clara Luzia selbst gar nichts zu tun, deren aktuelle Tournee sie im Mai
noch bis nach Berlin, Dresden und Leipzig führen wird.
Clara Luzia: We Are Fish (Asinella Records /
Hoanzl)
(Wiener Zeitung, 30./31.3.2013)
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