Francis
International Airport und ihr drittes Album „Cache“
Dass
dieser Band der immer wieder bevorzugte Lo-Fi-Charakter oder das kaum seltener
gehörte Understatement des Indie-Pop eher fremd ist, wurde spätestens auf ihrem
zweiten Album deutlich. Mit „In The Woods“ spielten sich Francis International
Airport vor drei Jahren ebenso selbstbewusst wie eindeutig an internationalen
Vorbildern orientiert durch elf Songs, die bisweilen auch in Richtung Hymne
drängten. Nicht von ungefähr also durften zwischendurch Vergleiche mit Arcade
Fire bemüht werden.
Der
nun vorliegende und abermals auf dem heimischen Label Siluh Records erschienene
Nachfolger biegt sanft in eine andere Richtung ab. Mit pulsierenden elektronischen
Bässen, überwiegend aus dem Rechner gezogenen Drum-Beats und vorsichtig aufgetragenen
Keyboardteppichen arbeitet das Wiener Quintett auf „Cache“ grundsätzlich zeitlos,
ohne den Einfluss persönlicher Helden aus den 1980er-Jahren allerdings zu
verleugnen. Die von Markus Zahradniceks mitunter an den Klavier- und
Dancefloor-Dramatiker Jay-Jay Johanson erinnernde stimmliche Süße sieht sich dabei
auch mit unterkühlt-dunklen Sounds konfrontiert.
Pumpende Bässe
Der
starken und bisweilen hübsch melancholischen Melodieführung zum Trotz bleibt
eine gewisse Beiläufigkeit der Ergebnisse dennoch gegeben. Die Brechstange wird
auf „Cache“ also nicht ausgepackt, wenngleich es selten so kontemplativ zugeht
wie bei Nummern wie „Templates“ oder vor allem dem zum Abschluss gereichten „Wait
& See“, das sich als atmosphärischer Schleicher durch den Klangraum bewegt.
Für
deutlich mehr Druck sorgt die Band hingegen mit „Pitch Paired“, das unüberhörbar
auf dem Krautrock-Pfad wandelt – inklusive einer Rhythmusgruppe, die exakt dort
anknüpft, wo mit dem einstigen Neu!-Mitglied Michael Rother ein diesbezüglicher
Vorreiter gerade erst auf dem Donaufestival (und mit einer im besten
Francis-International-Airport-Alter hungrig-unverbrauchten Begleitband) an die
Strahlkraft dieser Musik erinnerte: ein Höhepunkt des Albums, zu dem sich etwa
auch das mit symphonischen Bläserschlieren erhaben arrangierte „March“ gesellt.
„Sulfur Sun“ wiederum wagt einen Ausflug in Richtung Dream Pop und Softrock, während
die Bässe bei „Great Deeds“ in bewährter Indie-Pop-Tradition wieder vorwärts
weisend zu pumpen beginnen.
Live
präsentieren Francis International Airport ihr neues Album übrigens am 14. Mai
im Wiener WUK, ehe es nach Auftritten im Grazer PPC (16.) und im Posthof Linz (17.)
bis nach Leipzig, Berlin, Hamburg und Utrecht geht. Dabeisein lohnt sich!
Francis
International Airport: Cache (Siluh Records)
(Wiener Zeitung, 8.5.2013)
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