Dienstag, Mai 07, 2013

Ohne Brechstange

Francis International Airport und ihr drittes Album „Cache“ 

Dass dieser Band der immer wieder bevorzugte Lo-Fi-Charakter oder das kaum seltener gehörte Understatement des Indie-Pop eher fremd ist, wurde spätestens auf ihrem zweiten Album deutlich. Mit „In The Woods“ spielten sich Francis International Airport vor drei Jahren ebenso selbstbewusst wie eindeutig an internationalen Vorbildern orientiert durch elf Songs, die bisweilen auch in Richtung Hymne drängten. Nicht von ungefähr also durften zwischendurch Vergleiche mit Arcade Fire bemüht werden.

Der nun vorliegende und abermals auf dem heimischen Label Siluh Records erschienene Nachfolger biegt sanft in eine andere Richtung ab. Mit pulsierenden elektronischen Bässen, überwiegend aus dem Rechner gezogenen Drum-Beats und vorsichtig aufgetragenen Keyboardteppichen arbeitet das Wiener Quintett auf „Cache“ grundsätzlich zeitlos, ohne den Einfluss persönlicher Helden aus den 1980er-Jahren allerdings zu verleugnen. Die von Markus Zahradniceks mitunter an den Klavier- und Dancefloor-Dramatiker Jay-Jay Johanson erinnernde stimmliche Süße sieht sich dabei auch mit unterkühlt-dunklen Sounds konfrontiert. 

Pumpende Bässe 

Der starken und bisweilen hübsch melancholischen Melodieführung zum Trotz bleibt eine gewisse Beiläufigkeit der Ergebnisse dennoch gegeben. Die Brechstange wird auf „Cache“ also nicht ausgepackt, wenngleich es selten so kontemplativ zugeht wie bei Nummern wie „Templates“ oder vor allem dem zum Abschluss gereichten „Wait & See“, das sich als atmosphärischer Schleicher durch den Klangraum bewegt.

Für deutlich mehr Druck sorgt die Band hingegen mit „Pitch Paired“, das unüberhörbar auf dem Krautrock-Pfad wandelt – inklusive einer Rhythmusgruppe, die exakt dort anknüpft, wo mit dem einstigen Neu!-Mitglied Michael Rother ein diesbezüglicher Vorreiter gerade erst auf dem Donaufestival (und mit einer im besten Francis-International-Airport-Alter hungrig-unverbrauchten Begleitband) an die Strahlkraft dieser Musik erinnerte: ein Höhepunkt des Albums, zu dem sich etwa auch das mit symphonischen Bläserschlieren erhaben arrangierte „March“ gesellt. „Sulfur Sun“ wiederum wagt einen Ausflug in Richtung Dream Pop und Softrock, während die Bässe bei „Great Deeds“ in bewährter Indie-Pop-Tradition wieder vorwärts weisend zu pumpen beginnen.

Live präsentieren Francis International Airport ihr neues Album übrigens am 14. Mai im Wiener WUK, ehe es nach Auftritten im Grazer PPC (16.) und im Posthof Linz (17.) bis nach Leipzig, Berlin, Hamburg und Utrecht geht. Dabeisein lohnt sich! 

Francis International Airport: Cache (Siluh Records) 

(Wiener Zeitung, 8.5.2013)

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