Am Mittwoch wurden in Wien
die „Amadeus – Austrian Music Awards“ verliehen
- Als Sieger des Abends ging Parov Stelar mit drei Awards nach Hause
Die Gewinner in der Kategorie
„Song des Jahres“ bedanken sich bei „allen, die mitgeholfen haben“. Gemeint
sind vermutlich eine Sample-CD aus dem Internet und der Klapprechner, auf dem
die zugekauften Dateien bei gegen null gehender Eigenleistung aneinandergeklebt
wurden. Egal. Als Reaktion auf ein bezüglich der Produktionshintergründe Licht
ins Dunkel bringendes Netzvideo reagierte Universal Music erfolgreich mit einer
Anfrage auf Löschung desselben bei YouTube. Willkommen bei der Verleihung der
„Amadeus – Austrian Music Awards“ im Wiener Volkstheater, wo das für seinen
„Sonnentanz“ ausgezeichnete Salzburger Duo Klangkarussell erklärt, was heute
nicht alles reicht, solange es im Internet „klick“ macht und später im
Geldbörsel der Plattenfirma ein bisserl „pling“.
Brüllende Schleichwerbung
Dazu passt es natürlich, dass
Christian Kolonovits sich nach karrierelanger Tätigkeit in fensterlosen Studios
selbst darüber wundert, dass er heute den „Best Live Act“ anmoderieren darf.
Der Mann weiß Bescheid, wenn er über die Tricksereien der Aufnahmearbeit
plaudert und darüber, dass auf der Bühne hingegen das Herzblut zuhause ist.
Nach einem bis ins alte Rom zurückreichenden Impulsreferat (gab es im alten Rom
eigentlich bereits Produktionsstudios?) wird der Preis schließlich an Parov
Stelar verliehen, der seine Konzerte zwar auch mit dem Laptop spielt, sich
zusätzlich aber eine Band leistet, die das mit dem Herzblut erledigt.
Man merkt es schon, am Amadeus
darf man sich jährlich aufs Neue wundern. Etwa über den in Wien als
Welthauptstadt der Selbstüberschätzung selbstverständlichen Gockelfaktor im
Volkstheater, auf dessen Bühne es dann eher um Insolvenzanträge geht oder
darum, dass von den Anwesenden kaum noch jemand Geld verdient. Vor allem den
Journalisten von FM4, so Dirk Stermann in seiner Anmoderation, ginge es noch
schlechter als den prekären Musikern, über die sie berichten. Bier ist am
Amadeus übrigens vorhanden und wir können es alle gut brauchen. Der für die
TV-Ausstrahlung zuständige Medienpartner PULS 4 und die gleichfalls auf der
Bühne stehenden Leute vom ORF dürfen einstweilen darüber Schmäh führen, wer von
ihnen sich nun weniger für Musik aus Österreich engagiert. Die Werbung für das
jeweils eigene Medium schleicht am Amadeus übrigens nicht. Sie brüllt.
STS-Hommage am Ende
Im Showprogramm stellt der in
der Kategorie „Pop“ reüssierende Ö3-Moderator Julian Heidrich alias Julian Le
Play sein Xavier-Naidoo-Idiom vor, verzichtet dabei aber auf die katholische
Missionierung. Lukas Plöchl hat das Motto des Abends dabei: „I wü Freiheit! Won
kehrt de Freiheit ein?“ Die Toten Hosen, Sportfreunde Stiller und Christina
Stürmer singen jeweils das eine Lied, das stark an ihr zweites erinnert. Zwischendurch lachen alle über Rainhard
Fendrich und Wolfgang Ambros.
Mit zwei weiteren Preisen in den
Kategorien „Album des Jahres“ und „Electronic“ erweist sich Parov Stelar als
großer Gewinner des Abends. Volkstümliche Musik und Schlager gewinnen mit
Andreas Gabalier und DJ Ötzi heuer nur in ihren eigenen Genres. Die für das
Lebenswerk ausgezeichneten STS kündigen an, nun auf das Überlebenswerk
hinarbeiten zu wollen. Der „FM4-Award“ geht an die jungen Oberösterreicher von
Catastrophe & Cure. Und der in Sachen „HipHop/RnB“ mit einem Amadeus
beschenkte Rapper Nazar bedankt sich im Besonderen bei HC Strache, „der mich
seit Jahren zu jedem Wahlkampf daran erinnert, dass ich als Österreicher mit
Migrationshintergrund doppelt so viel tun muss, um etwas zu erreichen“.
Am Ende steht eine STS-Hommage durch Clemens Haipls Projekt Depeche Ambros.
Kein krönender Abschluss in dem Sinn – eher ein Schmäh, den sich der auch für
die Moderationstexte des Abends verantwortliche Bandgründer gleich selbst ins
Drehbuch schrieb. Österreich ist halt sehr klein. Die Szene auch. Aber schon
ziemlich lässig.
(Wiener Zeitung, 3.5.2013)
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