Britney Spears, US-Pop-Superstar der
Nullerjahre, veröffentlicht ihr achtes Album
- Album „Britney Jean“ mit blassen
Konfektionssongs
Promotionstätigkeiten
für ihr achtes Album werden von Britney Spears aktuell weitgehend verweigert.
Das Warum wäre jetzt natürlich interessant. Man sollte sich an dieser Stelle daran
erinnern, dass der am kommenden Montag seinen 32. Geburtstag feiernde
ultimative US-Popsuperstar der Nullerjahre im Kernbereich Kinderzimmer-Trash
und Kaugummi-Massaker zwar bereits im Volksschulalter von den Eltern auf
Karriere getrimmt wurde. Nach entsprechendem späteren Welterfolg mit Dosensongs
wie „...Baby One More Time“ oder „Oops!... I Did It Again“, einem
vermeintlichen Befreiungsschlag mit dem streng durchsexualisierten Image ihrer
„Blackout“-Phase sowie dem öffentlich ausgeschlachteten Abstieg über bizarre
Auftritte und psychische Probleme steht die Frau als derzeit entmündigtste Sängerin
aber auch heute noch unter Vormundschaft ihres Vaters. Diesem alleine obliegt
es, etwaige aktuelle Millionenerlöse zu verwalten und sich beim Purzeln aufs
Konto auch darüber zu freuen.
Blitzhüttenbeats
Weil die erste
Single des nun vorliegenden achten Studioalbums von Britney Spears, das unter
dem bemühten Titel „Britney Jean“ etwa per David Guetta auf standardisierte
Peitschenantriebs- und Blitzhüttenbeats ebenso setzt wie auf Zwischenspiele in
zuckrigen La-le-lu-Melodien, allerdings nur auf Platz 14 der US-Charts
vordringen und international maximal moderate Verkaufserfolge erzielen konnte, steht
der nächste zynische Umstand bereits in die Biografie geschrieben: Welttournee
gibt es diesmal keine, Britney Spears wird mit einer vorerst auf zwei Jahre
gebuchten eigenen Show in Las Vegas dienstleisten müssen. Das Leben ist hart,
dafür aber auch zutiefst undankbar.
Der Name der
Ochsentour ohne Tour lautet übrigens „Piece Of Me“. Er erinnert an den
gleichnamigen Song, mit dem Spears im Jahre 2007 ihre Problemstellung als
Problemfall und vor allem den Umgang der Yellow Press damit porträtierte. Dass
die zehn Nummern von „Britney Jean“ nun noch persönlicher ausfallen sollen als
das bisher selbst von Fremdschreibern verlässlich „authentisch“ angelegte Werk,
ist der Auftaktsingle allerdings nicht anzuhören. Immerhin geht es bei „Work
Bitch“ mit Britney Spears an der Peitsche, zwischen Euro-Trash und frühem
Keller-Rave böllernden Synthesizern und mindestens sinnentleerten Textzeilen
wie „You want a hot body? / You want a Bugatti? / You want a
Maserati? / You better work bitch!“ um irgendwas mit Luxus – oder vielleicht
darum, dass man ihn hat, wenn man ihn braucht. Wie? Ach so, ja, das kann dann
eventuell doch autobiografisch verstanden werden.
Sexy
Explosionen
Selbstreferenziell wie im Selbstvermarktungsfach des
Konfektionspop üblich kommt etwa auch „Alien“ daher, mit dem Spears ihre
Einsamkeit an der einstigen Charts-Spitze und die Errettung über die Liebe
besingt. Neben dem Lover von einst geht es dabei immer auch um den Boyfriend
von heute. Zum Partyeskapismus in der Großraumdisco als von Vorbild Madonna
geborgtes Haupttextsujet ist so auch dafür gesorgt, dass im Schlafzimmer gleichfalls
die Funken sprühen. Liebemachen bis zur sexy explosion. Schnackseln bis die
Rettung kommt. Speziell ein Song des Albums nimmt sich diesbezüglich kein Blatt
vor den Mund. Er garantiert mit den grotesken Zeilen von Gastrapper T.I. neben
dem „Parental Advisory“-Sticker am Cover, dass letztlich auch kein Auge trocken
bleibt: „She like the way I eat her / Treat her like an animal / Somebody call
PETA!“
Drei, zwo, eins,
Las Vegas, ich komme – der Song heißt „Tik Tik Boom“.
Britney Spears: Britney Jean (Sony)
(Wiener Zeitung, 30.11./1.12.2013)
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