Dienstag, Dezember 03, 2013

Der Junge, dessen Vorbilder alte Männer sind

Jake Bugg präsentiert sein Album „Shangri La“ im Wiener Gasometer 

Aktuell wird Rick Rubin auf FM4 als „Artist of the Week“ abgefeiert – das ist würdig und recht. Allerdings stößt auch dieser für Schlüsselalben und Meistwerke von Slayer, den Beastie Boys oder Johnny Cash verantwortlich zeichnende Produzentengott mitunter an Grenzen. Nachzuhören ist das etwa auf dem zweiten Langspieler von Jake Bugg, für den mit Rubins Heimstudio in Malibu gleich der Aufnahmeort als Titel gewählt wurde: „Shangri La“ (Universal).

Nach seinem erst vor einem Jahr veröffentlichten Debütalbum, das allfällige Hype-Organe nicht nur aufgrund Buggs patinierter Folk- und Country-Wiedergänge mit Bezügen zu Bob Dylan, Don McLean oder eben Johnny Cash, sondern vor allem wegen der Tatsache jubilieren ließ, dass die Songs auf einen 18-jährigen (!) Briten (!!) zurückgingen, folgte nun die Bewährungsprobe. Zur bekannten Grundformel, die etwa dafür sorgt, dass „Shangri La“ zart simonandgarfunkelt oder zum Country-Fest auf den Dorfplatz lädt, werden abseits einschlägiger Vintage-Sounds und mit in den Vordergrund gestellten Stromgitarren beiläufig aber auch jüngere Einflüsse eingestreut. Einige Akkorde lang darf man an Alex Turner und seine Arctic Monkeys ebenso denken wie an Pete Doherty, wenn sich dieser eine Spur mehr bemühen würde.

Ausgestellte Session-Musiker-Könnerschaft, Buggs erster akuter Neil-Young-Moment („All Your Reasons“) und rockistische Zwischenspiele runden das Album ab. Dabei klingen die Ergebnisse in etwa so spannend, wie lustlose Titel wie „A Song About Love“ es auch schon vermuten lassen.

Nach seiner Flex-Show im März muss Jake Bugg am Donnerstag trotzdem den Wiener Gasometer füllen (Beginn: 20 Uhr). Rick Rubin ist toll, aber auch ziemlich teuer.

(Wiener Zeitung, 4.12.2013)

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