- San Fermin und
ihr selbstbetiteltes Debütalbum
Zwei,
drei der besten The-National-Songs dieses Jahres stammen nicht etwa von The
National selbst – sie finden sich auf dem Debütalbum von San Fermin und tragen
Titel wie „Methuselah“ oder „Torero“. Der erwähnten Referenzband kommen San
Fermin hier in so ziemlich jeder Hinsicht nahe, und nicht nur aufgrund der doch
recht deutlich an Matt Berninger erinnernden männlichen Singstimme.
Damit
ist dem selbstbetitelten Album der in Brooklyn ansässigen Unternehmung aber
noch keinesfalls Genüge getan. Am Notenblatt und als Kopfgeburt des von der sogenannten
E-Musik her kommenden, erst 24-jährigen Masterminds Ellis Ludwig-Leone
entstanden, lässt der Erstling zahlreiche weitere Querbezüge zu – und
funktioniert dabei dennoch als Gesamtwerk. Neben Nick Cave in seiner „No More
Shall We Part“-Phase sind vor allem im Songformat experimentierende, heute angesagte
Acts wie die Dirty Projectors oder St. Vincent als Einfluss zu nennen: Von
elektronischen Beats und verschrobenen Bläsern getragene Songs wie „Crueler
Kind“ beispielsweise zeugen davon.
Grundsätzlich
aber dominieren ebenso gefühlige wie kluge, dabei allerdings nie zu pathetisch arrangierte
Kammerpop-Hymnen, für deren Umsetzung Ludwig-Leone zahlreiche Erfüllungsgehilfen
vor seinen Karren spannte. Zu Matt-Berninger-Soundalike Allen Tate sowie Jess
Wolfe und Holly Laessig, die diesen mit lockendem Sopran in Mann-Frau-Interaktionen
verstricken, so sie ihn nicht gerade in die Rauchpause entlassen, kommen etwa
auch dichte Streicher- und Bläserarrangements, Klavier und Metallophone. Abwechselnd
schwelgerisch und elegisch, jauchzend und betrübt sowie gerne um Stoßseufzer erweitert
hat man es mit 55 erfreulichen Spielminuten zu tun, in die etwas stärker von Klassik
und Jazz beeinflusste, (semi-)instrumentale Zwischenspiele intervenieren.
Auch
wenn die siebzehn Nummern allfälligen Vorbildern manchmal zu nahe kommen: Den
Namen San Fermin wird man sich merken müssen – nicht länger als spanisches
Stierhatzfest, sondern als Musikprojekt.
San Fermin: San
Fermin (Downtown/PIAS)
(Wiener Zeitung, 23./24.11.2013)
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