Dienstag, Januar 21, 2014

Lust auf Vorgestern

Der hocherfolgreiche kanadische Entertainer Michael Bublé gastiert erstmals in Wien

- Konzert am Samstag in der Wiener Stadthalle 

Eine gewisse optische Ähnlichkeit mit dem heimischen Harmonikaspieler Marc Pircher („Im Zillertal bin i geborʼn“) ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Weiteren gemeinsamen Nennern aber sind Grenzen gesetzt. Neben Konzerten in Mehrzweckhallen, die beide (vor unterschiedlich großen Fanaufläufen) absolvieren, wäre am ehesten noch eine Beschäftigung mit der Musik ihrer Großelterngeneration anzuführen. Wobei der kanadische Crooner und Entertainer Michael Bublé es nicht so weit treibt, die Tradition mit in der „Brieflos-Show“ (und nur dort!) als angesagt geltenden Beats aufzumischen. Zugunsten eines in bester Rat-Pack-Manier angelegten Sounds und des entsprechend gut eingeführten Entertainmentbegriffs – von der Bühne herab geht es immer auch darum, schwiegermuttertauglich mit der Damenwelt zu parlieren – wird bei Michael Bublé im Kernbereich alte Schule geboten. 

Keine Ecken, keine Kanten 

Damit ist der aus British Columbia gebürtige 38-Jährige mit italienischen Vorfahren auch deshalb mindestens hocherfolgreich, weil die Sehnsucht nach Vorgestern hier rege Blüten treibt. Immerhin ist ein diesbezüglicher Trend nicht erst vernehmbar, seit die 2007 angelaufene US-Serie „Mad Men“ den 1960er Jahren ein Denkmal errichtet. Bereits 2001 etwa konnte Robbie Williams mit den Genre-Adaptionen seines Albums „Swing When You’re Winning“ den bis heute größten Verkaufserfolg seiner Karriere verbuchen. Das von diesem im Duett mit Nicole Kidman gesungene, einst von Frank und Nancy Sinatra zu Weltruhm gebrachte „Somethinʼ Stupid“ etwa steht auch bei Michael Bublé auf dem Programm – und wird mit der gleichfalls gut im Mainstream verankerten Hollywood-Schauspielerin Reese Witherspoon zum Besten gegeben. Ohne Ecken und Kanten, dafür mit geschulten Big-Band-Arrangements und den Ohren schmeichelndem Streicherschmelz gingen sich bisher drei Grammy-Awards aus. Vor allem aber ist zu erwähnen, dass die drei letzten Alben von Michael Bublé jeweils auch in den Musik-Kernmärkten mit den Kürzeln US und UK auf Platz eins der Charts speerspitzen konnten.

Songs aus eigener Feder gibt es bei Michael Bublé übrigens auch. Mit diesen wird glatt gepoprockt – wobei die Sanftheit der Musik gut mit den bürgerlichen Idealen von sich selbst erklärenden Songtiteln wie „Home“ oder „Hold On“ korrespondiert. Eine Autobiografie liegt bis dato hingegen nicht vor. Sie könnte mit Arbeitstiteln wie „Michael Bublé – ein Mann und seine Sehnsucht wollen nach Hause“ oder „Gefahr in der Comfort Zone! Als ich die Bettwäsche einmal nicht bügelte“ allerdings bereits angedacht sein. 

Am Samstag gastiert der kanadische Entertainer erstmals in Wien. Das Konzert in der Wiener Stadthalle ist restlos ausverkauft. 

(Wiener Zeitung, 22.1.2014)

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