Donnerstag, Februar 06, 2014

Hübsch unaufgeregt

Broken Bells: Neues von Brian Burton (Danger Mouse) und Shins-Sänger James Mercer 

-        Album „After The Disco“ mit eingängigem Midtempo-Pop 

Wert gelegt wird natürlich darauf, dass es sich hier keinesfalls nur um ein Nebenprojekt handelt – schließlich sind die beiden Hälften der Broken Bells auch auf zahlreichen anderen Baustellen engagiert. Während James Mercer sein Brot als Sänger und Mastermind der nicht nur von „Rolling Stone“-Lesern geschätzten US-Band The Shins verdient, kennt man den unter seinem Alias Danger Mouse aktiven Produzenten und Multiinstrumentalisten Brian Burton von einer ganzen Lawine an anderweitigen Veröffentlichungen. Ja, der Mann gilt als einer der erfolgreichsten Soundgestalter der letzten zehn Jahre. 

Produzenten-„Autor“ 

Bekannt wurde der heute 36-Jährige mit seinem „The Grey Album“, das als im Eigenheim erschaffener und zunächst nur im Freundeskreis verbreiteter Mash-up aus „The Black Album“ von Jay-Z und dem sogenannten weißen Album der Beatles als waschechter Bastard daherkam – und für Burton so etwas wie den Türöffner für eine Weltkarriere bedeutete. Im Anschluss wurde zwar auch klassische Produktionsarbeit für Namen wie Beck, Gorillaz, The Black Keys oder Norah Jones geleistet – während Danger Mouse sich etwa mit Damon Albarn und dem ehemaligen The-Clash-Bassisten Paul Simonon als The Good, The Bad & The Queen auf ein gesamtheitlicheres Joint Venture einließ oder er vor allem auch über sein gemeinsam mit dem 2010 verstorbenen US-Musiker Mark Linkous (Sparklehorse!) und Gastsängern wie Wayne Coyne, Iggy Pop oder David Lynch eingespieltes Album „Dark Night Of The Soul“ weitere Akzente setzte.

Davon ausgehend entwickelte sich Burton endgültig zu einer Art Autorenversion eines Mischpult-Regisseurs. Mit auf dem Papier entworfenen Themenarbeiten verschiedenster stilistischer Ausprägungen ging es immer auch um ein Konzept. Mit den Sommerhits von Gnarls Barkley („Crazy“) etwa kultivierte Burton unter vokaler Mithilfe Cee Lo Greens im Jahr 2006 erstmals locker groovenden Neo-Soul, auf den sich alle einigen konnten – ein neues Album der beiden soll noch heuer erscheinen. Gemeinsam mit dem italienischen Komponisten Daniele Luppi wiederum wurden auf „Rome“ 2011 Hommagen an den Spaghetti-Western gereicht. Zu einem weiteren „herkömmlichen“ Auftrag an den Reglern allerdings konnte nicht nein gesagt werden: Bereits seit 2010 brütet Danger Mouse über dem neuen Machwerk von Bono und U2. Erst Anfang dieser Woche demonstrierte die Premiere des dabei abgefallenen Songs „Invisible“ aber, dass Burton dem konventionell hymnischen Weltumarmungsrock der Band nichts entgegenzusetzen hatte: Hier bleibt alles wie gehabt. 

Radikalfalsett 

Wie zuletzt bereits mit seiner Stammband demonstriert Shins-Mann James Mercer nun auch im Doppelpack mit Burton eine Hinwendung zur etwas größeren Geste, die auf dem „After The Disco“ betitelten Zweitling der Broken Bells mit eingängigem Midtempo-Pop vollzogen wird. Das klingt zwischen flächig-käsigen Keyboardsounds, kurz angeschlagenen Gitarren, Folkpop-Bässen in der Vintage-Version sowie einer grundsätzlich nicht allzu modern angelegten Ästhetik ebenso hübsch wie hübsch unaufgeregt. Was man freundlich als homogen bezeichnen könnte, erweist sich dabei aber bald als etwas zu eintönig.

Zum thematischen Fokus auf Outer-Space-Science-Fiction im Musikvideo zur Single „Holding On For Life“ darf Mercer mit einer großen Portion Radikalfalsett an die Bee Gees erinnern. Burton selbst wiederum klopft mit den elf neuen Songs seine Karrierestationen ab und lässt mit dem einen oder anderen Melodiebogen etwa an die Black Keys denken, während die Gitarre zwischendurch auf Ennio Morricone und die Harmonik auf die Beatles in ihrer psychedelischen Phase gestimmt ist. Am ehesten fallen die an den Kölner Karneval und James Last gemahnenden Trompeten von „Control“ aus der Rolle – aber alles kann man ja auch als Wunderwuzzi nicht immer richtig machen. 

Broken Bells: After The Disco (Sony Music) 

(Wiener Zeitung, 7.2.2014)

Keine Kommentare: