Broken Bells: Neues
von Brian Burton (Danger Mouse) und Shins-Sänger James Mercer
-
Album „After The Disco“ mit eingängigem Midtempo-Pop
Wert
gelegt wird natürlich darauf, dass es sich hier keinesfalls nur um ein
Nebenprojekt handelt – schließlich sind die beiden Hälften der Broken Bells auch
auf zahlreichen anderen Baustellen engagiert. Während James Mercer sein Brot
als Sänger und Mastermind der nicht nur von „Rolling Stone“-Lesern geschätzten
US-Band The Shins verdient, kennt man den unter seinem Alias Danger Mouse
aktiven Produzenten und Multiinstrumentalisten Brian Burton von einer ganzen
Lawine an anderweitigen Veröffentlichungen. Ja, der Mann gilt als einer der erfolgreichsten
Soundgestalter der letzten zehn Jahre.
Produzenten-„Autor“
Bekannt
wurde der heute 36-Jährige mit seinem „The Grey Album“, das als im Eigenheim erschaffener
und zunächst nur im Freundeskreis verbreiteter Mash-up aus „The Black Album“
von Jay-Z und dem sogenannten weißen Album der Beatles als waschechter Bastard
daherkam – und für Burton so etwas wie den Türöffner für eine Weltkarriere
bedeutete. Im Anschluss wurde zwar auch klassische Produktionsarbeit für Namen
wie Beck, Gorillaz, The Black Keys oder Norah Jones geleistet – während Danger
Mouse sich etwa mit Damon Albarn und dem ehemaligen The-Clash-Bassisten Paul
Simonon als The Good, The Bad & The Queen auf ein gesamtheitlicheres Joint
Venture einließ oder er vor allem auch über sein gemeinsam mit dem 2010
verstorbenen US-Musiker Mark Linkous (Sparklehorse!) und Gastsängern wie Wayne
Coyne, Iggy Pop oder David Lynch eingespieltes Album „Dark Night Of The Soul“ weitere
Akzente setzte.
Davon
ausgehend entwickelte sich Burton endgültig zu einer Art Autorenversion eines
Mischpult-Regisseurs. Mit auf dem Papier entworfenen Themenarbeiten
verschiedenster stilistischer Ausprägungen ging es immer auch um ein Konzept. Mit
den Sommerhits von Gnarls Barkley („Crazy“) etwa kultivierte Burton unter
vokaler Mithilfe Cee Lo Greens im Jahr 2006 erstmals locker groovenden Neo-Soul,
auf den sich alle einigen konnten – ein neues Album der beiden soll noch heuer
erscheinen. Gemeinsam mit dem italienischen Komponisten Daniele Luppi wiederum
wurden auf „Rome“ 2011 Hommagen an den Spaghetti-Western gereicht. Zu einem
weiteren „herkömmlichen“ Auftrag an den Reglern allerdings konnte nicht nein
gesagt werden: Bereits seit 2010 brütet Danger Mouse über dem neuen Machwerk von
Bono und U2. Erst Anfang dieser Woche demonstrierte die Premiere des dabei
abgefallenen Songs „Invisible“ aber, dass Burton dem konventionell hymnischen
Weltumarmungsrock der Band nichts entgegenzusetzen hatte: Hier bleibt alles wie
gehabt.
Radikalfalsett
Wie
zuletzt bereits mit seiner Stammband demonstriert Shins-Mann James Mercer nun
auch im Doppelpack mit Burton eine Hinwendung zur etwas größeren Geste, die auf
dem „After The Disco“ betitelten Zweitling der Broken Bells mit eingängigem
Midtempo-Pop vollzogen wird. Das klingt zwischen flächig-käsigen
Keyboardsounds, kurz angeschlagenen Gitarren, Folkpop-Bässen in der
Vintage-Version sowie einer grundsätzlich nicht allzu modern angelegten Ästhetik
ebenso hübsch wie hübsch unaufgeregt. Was man freundlich als homogen bezeichnen
könnte, erweist sich dabei aber bald als etwas zu eintönig.
Zum
thematischen Fokus auf Outer-Space-Science-Fiction im Musikvideo zur Single
„Holding On For Life“ darf Mercer mit einer großen Portion Radikalfalsett an
die Bee Gees erinnern. Burton selbst wiederum klopft mit den elf neuen Songs
seine Karrierestationen ab und lässt mit dem einen oder anderen Melodiebogen etwa
an die Black Keys denken, während die Gitarre zwischendurch auf Ennio Morricone
und die Harmonik auf die Beatles in ihrer psychedelischen Phase gestimmt ist.
Am ehesten fallen die an den Kölner Karneval und James Last gemahnenden Trompeten
von „Control“ aus der Rolle – aber alles kann man ja auch als Wunderwuzzi nicht
immer richtig machen.
Broken Bells: After The Disco (Sony Music)
(Wiener Zeitung, 7.2.2014)
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