Die Linzer Band Valina
geht mit ihrem neuen Album „Container“ auf Europatournee. Wien-Termin am 24.
April im Chelsea.
Man besteht seit 1995 und gehört zu den wenigen heimischen Gitarrenbands,
die sich nicht auf eine Tourkarriere zwischen Dornbirn und Wien beschränken (müssen).
Man ist imstande, sich auf Konzertreise durch Europa zu begeben und sowohl in
den USA als auch in Chile oder Israel aufzutreten. Man teilt solchermaßen die
Vorliebe für Tourstationen abseits gängiger Pflichtstopps, wie sie die
ebenfalls aus Linz stammenden Attwenger zwischen Ho Chi Minh City und Zimbabwe kultivieren.
Und man wendet sich per Band-Homepage gleichermaßen sympathisch wie gewitzt an
die Konzertveranstalter, um über die Bedürfnisse eines Kleinunternehmens auf
Reisen zu informieren: „Weʼd like to think of
ourselves as friendly, polite people and not as rockstar assholes. Please consider yourself as the host of a
band on the road who is dependent on your hospitality... and enough food,
enough sleep and enough alcohol. Thank you!“
Zusätzlich können Valina von sich
behaupten, von einem sogenannten großen Namen am Mischpult betreut zu werden:
Seit seinem Album „Vagabond“ von 2003
nimmt das Trio in Chicago mit Steve Albini auf, der nicht nur aufgrund
seiner einstigen Mitgliedschaft in der US-Band Big Black sowie dank seines
Projekts Shellac als Legende über Post-Hardcore-Kreise hinaus gilt. Vor allem
seine auf den Underground fokussierte Produzententätigkeit – mit wenigen
Halb-Ausnahmen für PJ Harvey oder vor allem Nirvana – trug den Mann in die
Geschichtsbücher ein. Fast ebenso erstaunlich wie diese Karriereeckpfeiler
Valinas könnte es sein, dass die Band in Österreich bis heute als Geheimtipp
gilt. Das wiederum hat, neben der für sich genommen nicht auf die Massen abzielenden
Musik, aber auch mit einer bewussten Entscheidung zu tun. Man setzt auf im
Zeitalter der permanenten Eigenwerbung per Social-Media-Profil ungewohnt noble
Zurückhaltung und freundliche Verweigerung. Valina spielen. Aber sie spielen
nicht mit! In der offiziellen Band-Biografie kündet etwa auch die stolze
Verlautbarung davon, man hätte weder ein Management noch jemals
Gitarrenunterricht genommen. Auch Letzteres ist erstaunlich: Wie das kommende
Woche erscheinende neue Werk „Container“ (Trost Records) beweist, setzen
Valina auf Hochpräzisionsmusik, der so gar nichts Dilettantisches anhaften mag.
Aus klar gesetzten Riffs und
konzentrieren Bass-Gitarre-Schlagzeug-Interaktionen, die zwischen Sturm und
Drang auf Wall-of-Sound-Basis, spröd angerissenen Sechssaitern,
melodiös-harmonischen Motiven und hektischem Schlagzeug oszillieren, entwickeln
Valina dynamische Stop-and-Go-Spielereien, die aber nie auf das Songwriting
vergessen. Durchaus beeindruckend, dass das alles live aufgenommen wird,
Studiotricks und Overdubs also außen vor bleiben. Nach dringlichen 38 Minuten
und instrumentalen Intermezzos, die auch mit vom Jazz her kommendem Saxofon
auflauern, setzt es mit den wuchtig-donnernden Slow-Motion-Akkorden von „(The
Assasination Of) Perito Moreno“ zum Abschluss noch einmal heiße Ohren – und
Glücksgefühle.
Die Europatour Valinas beginnt
heute, Freitag, im Innsbrucker P.M.K, ehe die Band am 24. April im Wiener
Chelsea gastiert und sich bis in den Herbst bis nach Spanien und Italien
spielen wird. Man mag Linz. Aber man muss sich zwischendurch auch einmal
empfehlen.
(Wiener Zeitung, 18.4.2014)
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