Freitag, Mai 30, 2014

Erstes Wiener Heimorgelorchester: Die Mensch-Maschine

Von der nicht verblassenden Grandezza und zeitlos-modernen Ästhetik der Düsseldorfer Elektronikpioniere Kraftwerk durfte man sich zuletzt im Rahmen eines achtteiligen Konzertmarathons im Burgtheater überzeugen. Punkteabzüge gab es nur für die Tatsache, dass anstelle der angekündigten Darbietung aller Alben seit „Autobahn“ (1974) verkürzte Versionen dieser und ein sich wiederholendes Best-of auf dem Programm standen. Das Erste Wiener Heimorgelorchester um die Toningenieure Plank, Pfeffer und Wisser meint es mit der Werkpflege nun zumindest insofern noch etwas ernster, als es sich mit „Die Mensch-Maschine“ ein ganzes Kraftwerk-Album am Stück vornimmt. Andererseits werden nicht durchwegs nachgespielte, sondern das Ausgangsmaterial aufbrechende Versionen gereicht.

Wenn sich das Quartett etwa erlaubt, den einstigen Roboter-Futurismus bei „Das Modell“ retro-romantisch zu arrangieren, um zumindest unterschwellig auch an den Kirtags-Dancefloor der frühen 90er-Jahre zu erinnern, ist das ebenso frech wie wohltuend eines: der Triumph des (menschlichen) Nerds über den Maschinenpark als ironiefreie Zone. 

Erstes Wiener Heimorgelorchester: Die Mensch-Maschine (Monkey/Rough Trade)

(Wiener Zeitung, 31.5./1.6.2014)

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