Dienstag, Juli 15, 2014

Fest feiern und fördern

Am kommenden Donnerstag startet das Popfest Wien in seine bereits fünfte Saison

Nach seinem Debüt im Jahr 2010 hat sich das Popfest Wien nicht nur rasch als (Live-)Plattform für heimische Bands etabliert. Seit 2012 im Hochsommer ausgetragen, ist es längst auch zu einer Art Volksfest geworden. Mit insgesamt mehr als 60.000 Besuchern an vier Tagen im Vorjahr hat die Veranstaltungsreihe allfälligen Kritikpunkten zum Trotz dabei vor allem auch eines: am Ende auf jeden Fall recht. Und ein entspanntes Publikum, das sich bei selbstmitgebrachtem Dosenbier in geselliger Runde an den Zuckerseiten des Lebens erfreut, die in enger Verbindung mit dem Wörtchen „Freizeit“ stehen. 

Noch größer 

Für seine fünfte Saison, die am kommenden Donnerstag auf der Seebühne startet und am Sonntag in der Karlskirche zu Ende geht, wurde das Popfest nun noch einmal aufgestockt. Insgesamt sind heuer rund 60 Acts zu erleben. Das bisher genutzte Areal am Karlsplatz und die rund um diesen gelegenen Locations werden am Samstag um Spielstätten im Museumsquartier erweitert, vermutlich, um Synergieeffekte mit dem hiesigen „MQ Summer Of Sounds“ zu erzielen. Musik aus Österreich spielt es dann etwa im Ziegelfoyer der Kunsthalle oder in der Mumok Hofstallung, wo die Singer-Songwriter regieren.

Mit Violetta Parisini und dem solo als I-Wolf aktiven Sofa Surfer Wolfgang Schlögl trägt heuer erstmals ein Kuratorendoppel Verantwortung für das Programm. Nach drei Jahren unter Robert Rotifer und einem von Patrick Pulsinger selektierten Line-up dürfte sich hier ein weiterer Blickwinkel ergeben. Das bedeutet etwa, dass nach dem Einfall des Pop beim Jazz Fest Wien (mit den Pet Shop Boys) am Popfest wiederum der Jazz-Anteil erhöht wird. Nicht nur Acts wie Namby Pamby Boy oder Schmieds Puls um Mira Lu Kovacs künden davon. Letztere dürfen am eröffnenden Donnerstag als Hauptact auf der Seebühne übrigens nach dem in Deutschland weltberühmten Rapper Nazar aus Wien Favoriten auftreten, was bereits die mutige Programmierung dieser Saison demonstriert: es ist mit harten Brüchen zu rechnen!

Dass es abermals zahlreiche Künstler erst zu entdecken gilt, liegt alleine an der mittlerweile sehr großen und stilistisch breit gefächerten Szene – immerhin stehen nicht wenige Acts am Programm, die international gut verwurzelt sind. Neben Elektro Guzzi, die als begehrte Live-Formation Techno im Bandformat spielen, wäre exemplarisch etwa das Produzentenduo Microthol zu nennen, das zuletzt für Hercules And Love Affair im Einsatz war. Oder Eva Klampfer, die als Lylit für Blue-Eyed-Soul steht und auf ein in New York eingespieltes Debütalbum verweisen kann, das nur aus sogenannten Business-Gründen noch der Veröffentlichung harrt. 

Mit Florian Horwath, Nino aus Wien und Ernst Molden (diesmal gemeinsam mit Willi Resetarits, Hannes Wirth und Walther Soyka) sind zudem alte Bekannte dabei, während mit den „Sessions“ am Sonntag im Wien Museum auch noch über die harten Realitäten des Geschäfts diskutiert werden muss. Nicht alles ist immer ein (Pop-)Fest. Trotzdem – und auch deshalb – gilt es, dabei zu sein.

(Wiener Zeitung, Programmpunkte / 17.7.2014)

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