Am kommenden
Mittwoch startet in St. Pölten das viertägige FM4-Frequency-Festival
Österreichische
Acts im Line-up des FM4-Frequency-Festival in St. Pölten muss man auch heuer
wieder mit der Lupe suchen, um sie am Ende erst recht nicht zu finden – sieht
man vom geläuterten Ex-Benzinbruder und nunmehr gartelnden Volksbildner Roland
Düringer oder den fein albernen Synchronisierungs-Schmähführern von Maschek
einmal ab. Von denen ist auf der dann doch nicht zustande gekommenen und in die
„UK Weekender“-Bühne eingegliederten „LOL-Stage“ – „LOL“ kommt aus dem Internet
und bedeutet, dass etwas nun aber wirklich zu komisch ist – halt nur exakt
keine Musik zu erwarten. FM4, der Namenspatron des Frequency-Festivals, der
sich im Gegensatz zu seinem großen Kommerzbruder Ö3 tatsächlich erlaubt,
heimische Künstler zu fördern und seine diesbezüglichen Kompetenzen zuletzt am
Popfest Wien ausspielen durfte, kann die Welt nicht alleine retten. Die Dynamik
des internationalen Bookinggeschäfts hat keinen wie auch immer gearteten
Auftrag. Sie steht auf Zahlen und die nötige Eben-nicht-Balance zwischen Output
und Income.
Schlachtrösser,
Hausfreunde
Das
bedeutet neben also fast keinen heimischen Acts aber zumindest einen Auftritt
der Imagine Dragons, die von Ö3-Moderatorin
Elke Lichtenegger heuer bereits für eine österreichische Band gehalten
wurden, die wahrscheinlich ganz schlecht ist. Die Dynamik der Medienkooperation
wiederum wird dafür sorgen, dass FM4 das Frequency-Festival dennoch nicht kritisch
betrachten will. Österreich ist ein kleines Land, das auch fernab politischer
Schauplätze genug Material hergibt, um Maschek – LOL! – mit Nachschub zu
versorgen.
Mit
160.000 erwarteten Besuchern und einem Fokus auf Genres von von bis bis wird
das Frequency als größtes General-Interest-Popfestival des Landes ab Mittwoch
nicht nur Antriebsmotor für Künstler, sich selbst, seine internationalen
Partner und die Wirtschaft am Areal, also auch die Müllabfuhr von St. Pölten,
sein. Es wird damit zusätzlich beweisen, dass es das Publikum – Stichwort auch:
Nova Rock – nicht anders haben will. Immerhin gibt es nach der einen oder
anderen Saison mit gleich mehreren Preziosen im Programm heuer zu vermelden,
dass die bereits vor der Matura als gar nicht so gut enttarnbaren Fun-, Skate-
und Pop-Punks von Blink 182, die 2001 ein Hit waren, neben den besagten Imagine
Dragons und deren Formatradiomix aus Mehrzweckhallenpathos und schlagernahen
Refrains zu den Aushängeschildern der diesjährigen Saison gehören. Abgerundet um
Schlachtrösser und Hausfreunde wie Placebo, Travis, Editors, Jan Delay und Pete
Doherty mit seinen Babyshambles wird damit kein Risiko genommen. Das Publikum
mag, was es kennt. Josh Homme und seine auf Riffmonster gebuchten Queens Of The
Stone Age zum Beispiel werden auch diesmal wieder großartig sein. Sie waren mit
dem aktuellen Programm allerdings erst vor einem Jahr in der Wiener Stadthalle
zu Gast. Und wer den gleichfalls als Hauptattraktion geltenden Produzenten
Skrillex und seine Schaltkanzelkonzerte noch nicht kennt: Bitte einfach im
XXX-Lutz-Werbespot „Räumungsverkauf“ die Hauswände gefährdende Klanguntermalung
nachhören!
Die ganze Nacht
Wobei
Skrillex als elektronischer Headliner das Stichwort für ein Quasi-Festival im
Festival gibt. Mit dem nach der Hauptbühnen-Sperrstunde noch bis in die
Morgenstunden zum Tanz ladenden „Nightpark“ sind schließlich auch die
unterschiedlichen Berauschungsgrundlagen der heimischen Großfestivals erklärt.
Immerhin ist am Nova Rock (das Vollbier!) oft schon drei Konzerte vor dem
Headliner nicht mehr an ein Wachbleiben zu denken, während das Zeugs im
Nightpark erst kickt, wenn das eigentliche St. Pölten schon wieder ins Büro
aufbrechen muss.
Erstmals wird das Frequency heuer übrigens auch
per Stream übertragen. Den Partytouristen ist das egal. Musik ist toll, aber
maximal zweitrangig.
(Wiener Zeitung, 8.8.2014)
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