Schall &
Rauch
Über die positive Wirkung der warmen
Jahreszeit auf das Gemüt informiert nicht nur die Wissenschaft. Es geht dann um
die Anregung der Serotoninausschüttung im Gehirn durch die Sonne und die
unmittelbaren Folgen in zwei bis zu den Ohren hochgezogenen Mundwinkeln. Einfach und schnell zu beobachten sind die
Auswirkungen also vor allem im Alltag. In Wien etwa versuchen manche beinahe,
auf einmal freundlich zu sein! Das ist verwirrend. Aber auch Schränke von
Männern, die mit einem Eis in der Hand wieder aussehen wie kleine Buben nach
einer Begegnung mit dem Christkind, sind ein treffendes Sinnbild.
Ja, der Sommer macht nicht nur die
Kleidung, sondern auch das Leben ein wenig leichter. Den Wohlfühlfaktor
zusätzlich erhöhen will zudem die Entertainmentbranche. Das geht „dank“
zahlreicher Sommerhits, die alles sind, nur kein Hit, aber nicht immer gut. Im
Vorjahr hingegen war man mit „Get Lucky“ von Daft Punk vergleichsweise nicht
schlecht bedient. Im leichtfüßigen Disco-Sound durch die Strandbars und
Freibäder schwingend, erwies sich der Song als sogar relativ resistent gegen
die Nervgefahren der Heavy Rotation.
Mit seiner aktuellen Single „Gfrei Di“
wiederum, einer raschen Nummereins in den FM4-Charts, mausert sich Rapper Skero
hierzulande endgültig zum sommerlichen Hitspezialisten. Immerhin hat der Mann
mit „Kabinenparty“ im Verbund mit Joyce Muniz bereits einen diesbezüglichen
Klassiker vorzuweisen. Vor vier Jahren erfreute der Song in seiner
Ausgelassenheit sowie mit einem entsprechenden Musikvideo und dem nötigen
Sprachwitz: „Die
anen foahn noch Ibiza, die aundren noch Udine / Wir bleiben im Parkbad mochn
Party in Kabine!“
Heute allerdings bleibt eine gewisse
Melancholie nicht außen vor. Man könnte es in diesen Wochen fast vergessen,
aber: Nicht nur wettertechnisch gibt es ja auch noch so etwas wie einen Winter
im Leben. Musikalisch wird diese These von einem Sample untermauert, das mit
„Cry Wolf“ aus einem todtraurig gestimmten Song von Soap & Skin stammen
dürfte. Auch über das Schlechte dieser mitunter dann doch bösen und kalten Welt
sinnierend, findet Skero sein Heil umso entschlossener aber in der
Disziplinierung zur positiven Grundgestimmtheit. Einatmen, ausatmen.
Durchatmen. Serotonin ausschütten. Alles wird gut.
Im Video spielen Kinder im Park. Es gibt
Kuchen mit Smarties und für Skero ein Trankl mit Schirmchen. So entspannt der
Mann auf der Liege liegt, braucht es schon seine hagere Gestalt, um ihn nicht
für Buddha zu halten. Durchaus beneidenswert also, dieser Held des Sommers. Er
sollte ein Vorbild sein.
(Wiener Zeitung, 2./3.8.2014)
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