Das Waves Vienna
und sein Ableger in Bratislava starten in die nächste Saison
Der
Auftaktabend unterwandert die Kernidee der Veranstaltungsreihe dann doch ein
wenig. Immerhin versteht sich das vor drei Jahren erstmals ausgetragene Waves
Vienna als Club- und Showcase-Festival, das noch zu entdeckende Acts an
ungewöhnlichen Locations oder in den gängigen Clubs der Stadt vorstellt und
somit auch den Austragungsorten selbst eine Bühne errichtet. Das Konzert des
als Stammgast hierzulande nicht um Kundschaft buhlen müssenden australischen
Songwriters Scott Matthew im etabliert-gediegenen Rahmen des Wiener
Konzerthauses wird am Mittwochabend also toll, aber auch etwas seltsam sein – und
am Ende jedenfalls das Festival-Budget für das Folgejahr mitabgesichert haben.
Auch der alles andere als unaufdringlichen Sponsorenausstellung entlang der
heuer im ersten und zweiten Wiener Gemeindebezirk angesiedelten Spielstätten
zum Trotz finanziert sich das Waves schließlich nicht von alleine.
Eifriges Netzwerken
Dabei
leistet die Eventgeburt aus dem Hause des sogenannten Mikromischkonzerns
Super-Fi bei ebenso ungenierter wie ungeniert effektvoller Mitbewerbung durch
seine angeschlossenen Medienkanäle nicht nur für sich selbst, die Kunst, das
Publikum oder die verschlafene alte Wienerstadt ganze Arbeit. Mit einem
beigestellten Konferenzprogramm zwischen Podiumsdiskussionen, Panels und
Workshops wird unter besonderer Berücksichtigung des Faktors Networking auch
die Musikwirtschaft adressiert, die allgemein bekannte Problemfelder
diskutieren und Know-how austauschen soll. Als einschlägige Vorbilder für das
Gesamtkonzept gelten das Eurosonic im niederländischen Groningen, das Hamburger
Reeperbahn Festival oder das South By Southwest in Austin, Texas.
Ein
im Vorjahr eingeführter Zweitaustragungsort des Festivals im nahegelegenen
Bratislava wird ebenso beibehalten wie die Eingemeindung zweier Gastländer, die
diesmal Auftritte von Bands aus Kroatien und den Niederlanden mit sich bringt.
Neben einem nicht nur auf Musikdokumentationen fokussierten Filmfestival im
Festival neu ist hingegen die Hinwendung zur ökologisch-nachhaltigen
Veranstaltungsdurchführung, die nicht zuletzt auch die Sponsoring-Partner sich
in ein eh sympathisches Licht rücken lässt. Zum Thema Wirtschaft ist noch zu
sagen, dass der Indie-Gedanke des Waves mit einer eigens gebuchten „Warner
Music Night“ am Donnerstag im Porgy & Bess auch vor der Major-Industrie in
die Knie gehen wird.
Dichtes Programm
(Wiener Zeitung, 1.10.2014)
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