Die
Neo-Soul-Hoffnung Kwabs aus London stellte sich am Waves Vienna vor
Der
junge Mann hat noch keinen Wikipedia-Eintrag. Das unterstreicht am Waves Vienna
den veranstalterseitigen Glücksfall, einen womöglich schon demnächst angesagten
Act noch vor seinem Durchbruch präsentiert zu haben – womit ein Grundauftrag
des Showcase-Festivals erfüllt wäre. Zusätzlich weiß die Promodame des
Plattenmajors Warner im Porgy & Bess von einem Auftritt des heute
Kennenzulernenden im Buckingham Palace zu erzählen, bei dem die Anwesenden
„Pipi in den Augen“ gehabt hätten. Ja, die Zeichen stehen jetzt auf OMG. Oh
mein Gott!
Mehr Groove
Die
24-jährige, in London aufgewachsene Neo-Soul-Hoffnung Kwabs selbst betritt die
Bühne in einem schwarzen, dafür aber vom Schnitt her zur Wienerstadt passenden
Mundl-Hemd, um bald auch eines zu erklären: Teile des bisher vorliegenden
Materials sowie ein neuer Song des nun auf Anfang 2015 verschobenen Debütalbums
entstanden mithilfe des Wahlwiener Produzenten SOHN. Dieser sorgte dafür, dass
Kwabsʼ Neo-Soul mit Vokalsamples auffährt, die an eine Gruppe winselnder, in
ein Kellerloch gesperrter Männer ohne Hoffnung auf Errettung erinnern. Von der
Hoffnung auf Errettung und dem Wieder-hin-Wollen, allerdings nicht
Wieder-hin-Sollen zum Baby künden die Songs dann auch nur konsequent mit Kwabsʼ
ausdrucksstark zwischen Bariton und Falsett wechselnder Drama-Stimme. Dazu wird
trotz anschwellenden Synthie-Gefrickels live mit einem Mehr an Groove und
organischen Elementen durchaus klassisch handgewerkt. Das geht auch angesichts
des Allgemeingefälligkeit mit Anspruch verbindenden Songwritings in Ordnung.
Dass
das noch bis Sonntag laufende Waves am ersten Tag des Clubtreibens ohne echten
Höhepunkt aufwartet, ist kein Beinbruch. Der Verkauf seiner Seele an den Teufel
aber sehr wohl: Die Gratiszeitung „Heute“ ist offizieller Partner. OMG!
(Wiener Zeitung, 4./5.10.2014)
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