Sonntag, Dezember 28, 2014

Grouper: Ruins

Dafür, dass man sich die in Portland, Oregon, ansässige US-Musikerin Liz Harris alias Grouper nicht als künstlerische Frohnatur vorstellen darf, sprachen bereits von grauen Coversujets bestimmte Vorarbeiten mit Titeln wie „Dragging A Dead Deer Up A Hill“ oder „The Man Who Died In His Boat“ – sowie mit „Creepshow“ Kollaborationen mit den gleichfalls nicht auf der Sonnenseite verorteten Kollegen von Xiu Xiu. Das nicht minder programmatisch betitelte neue Album „Ruins“ bestätigte diese Annahme im Herbst. Man hört darauf eine Künstlerin, die sich mit versunken-introspektiven Meditationen am Hallklavier bemüht, das Wörtchen „verhuscht“ in seinem Wesenskern zu erfassen.

Zwischen zarten Instrumentalpassagen und dem leichten leisen Säuseln einer todessehnsüchtigen Sirene polt Grouper die Ergebnisse auf entrückte Stimmungslagen und einen beiläufigen Charakter. Der offenkundige Ambient-Bezug wiederum wird nicht nur deutlich, wenn im Hintergrund Donner grollt und Frösche quaken – oder das schwebende Finale soggleich durch einen Tunnel führt, an dessen Ende womöglich kein Licht mehr wartet. Das ist so weitgehend unspektakulär wie dennoch (oder gerade deshalb) fesselnd. Musik für Regentage.

Grouper: Ruins (Kranky)

(Aus der Reihe "Nachgereichte Empfehlungen"Wiener Zeitung, 27./28.12.2014)

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