Neues Album: Laokoongruppe
und „Blonde Mädchen Macht und Masse“
Bisher
von der Laokoongruppe erschienene Alben heißen „Walzerkönig“ und „Staatsoper“.
Ein (wunderbares) Nebenprojekt wurde Brosd Koal getauft. Dazu fallen Samples
aus dem Werk Anton Bruckners und rural eingefärbte (Begräbnis-)Bläser ebenso
auf wie ein grundsätzliches Sturschädltum, das man im Hoamatland ob der Enns
schon mit der Muttermilch aufsaugt. Ein gewisser Österreichbezug ist also
vorhanden.
Allerdings
lenkt Karl Schwamberger, der die Laokoongruppe als One-Man-Show betreibt, von
diesem Umstand zunächst einmal mit dem Vortragsstil ab. Dieser kommt im
andächtigen Diskantgesang nämlich beinahe bundesdeutsch daher und erklärt etwa
auch ein Aufwachsen als Mitglied des Kirchenchors – während es Brosd Koal
überlassen bleibt, wiederum die seinerzeitige Musikerziehung per
Blasmusikkapelle mit einem herrlich gelassenen
Oberösterreichisch zu kreuzen: „Wieso soi i reen? Üwa wos? Und mid wem?“
Zickezack mit
Laptop
In
jedem Fall ist die Arbeit Schwambergers – und nun mit „Blonde Mädchen Macht und
Masse“ (Konkord) auch sein dritter Streich als Laokoongruppe – am Treffendsten als
markant beschrieben. Abgesehen von der heute auch zwischen verrücktem Versmaß
und verschrobenem Stop-and-go-Sprechgesang angelegten Darbietung und einem entsprechend
in Spiellaune befindlichen Sprachgebrauch, der dem Hörer seine Deutungshoheit belässt,
wird dieser Umstand nicht zuletzt durch die Musik selbst offenkundig. Einerseits
schreibt Schwamberger große und dabei mächtige und prächtige Songs, die etwa
bei „Ach Kinder“ zu regelrechten Hymnen anwachsen können. Andererseits unterstützen
kontrapunktische Lo-Fi-Motive und Störattacken an der nunmehr in bester-St.-Vincent-Manier
gespielten Dada-Gitarre die eigentümliche Note der Unternehmung mit Nachdruck. Stilistisch
herrscht ohnehin ein wildes Durcheinander, das sich aber zu einer erstaunlichen
harmonischen Einheit zusammenschweißt: Eine Abordnung der Blasmusikkapelle
zickezackt zu gerne auch Techno-nahen Laptopbeats, Minimal-Music- und
Jazz-Einsprengsel treffen auf den romantischen Schlager mitsamt seinen
Trompeten – und nach Nashville (Die heulenden Gitarren! Die Bodenständigkeit!)
ist es für einen Oberösterreicher mit Wahlheimat Wien im Grunde auch nicht so
weit.
Inhaltlich mögen Songs wie „Nach den Authentizitätskriegen“ die augenzwinkernde Selbstverortung der Laokoongruppe im „volkstümlichen didaktischen Schlager“ bestätigen. Vordergründig geht es mit den zehn neuen Songs aber um die wieder einmal gar nicht so guten Verhältnisse – und gelegentlich um deren Überwindung, die auf Dreiviertelbasis am Ende aber erst im Jenseits gelingen will. Im Walzertakt in den Untergang? Das ist dann auch wieder sehr österreichisch.
Live-Präsentation am 16. Dezember im Wiener Radiokulturhaus
(Wiener Zeitung, 4.12.2014)
Inhaltlich mögen Songs wie „Nach den Authentizitätskriegen“ die augenzwinkernde Selbstverortung der Laokoongruppe im „volkstümlichen didaktischen Schlager“ bestätigen. Vordergründig geht es mit den zehn neuen Songs aber um die wieder einmal gar nicht so guten Verhältnisse – und gelegentlich um deren Überwindung, die auf Dreiviertelbasis am Ende aber erst im Jenseits gelingen will. Im Walzertakt in den Untergang? Das ist dann auch wieder sehr österreichisch.
Live-Präsentation am 16. Dezember im Wiener Radiokulturhaus
(Wiener Zeitung, 4.12.2014)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen