Auf dem vierten
„Solo“-Album von Mark Ronson gibt sich nicht nur ein Gastautor die Ehre
Als
die Konstante seiner Karriere schlechthin kann der Mann eine Rolle als
Teamplayer nennen. So unterschiedlich die zahlreichen Projekte des 1975 in
London geborenen Musikers, DJs und Produzenten Mark Ronson auch klingen mögen,
so gering dürfte sein Interesse daran sein, den Leithammel zu geben. Durch
seine Produktionsarbeit für das Amy-Winehouse-Album „Back To Black“ 2006
weltbekannt geworden und über Engagements für Christina Aguilera, Adele, die
Mitglieder des Wu-Tang Clan, Robbie Williams, Lily Allen, Rufus Wainwright oder
Paul McCartney als ausführendes Organ geschätzt und bestens ausgelastet, schlägt
sich dieser Umstand vor allem im „Solo“-Werk des Teilzeit-New-Yorkers nieder.
Fremde Federn
Während
sich Ronson auf seinem im Jahr 2003 erschienenen Debütalbum „Here Comes The
Fuzz“ noch näher an seinen Wurzeln im Hip-Hop präsentierte, um mit Gästen wie
Jack White, Q-Tip oder Weezer-Vorstand Rivers Cuomo aufzuwarten, stand der
Nachfolger „Version“ 2007 bereits ganz im Zeichen der fremden Feder:
Originalsongs von Acts wie Coldplay, Radiohead, The Smiths und Britney Spears
wurden als Genrehommagen etwa an den Sound der Labels Motown und Stax angepasst
und von bereits erwähnten Vertrauten wie Amy Winehouse und Robbie Williams zum
Besten gegeben. Anders als es der Titel vermuten ließ nur mit selbstgeschriebenen
Songs ausgestattet und etwa von Duran-Duran-Sänger Simon Le Bon oder Neo-R&B-Crooner
D’Angelo – als lockere Aufwärmübung für dessen soeben erfolgtes Comeback – eingesungen,
wurde 2010 auf „Record Collection“ wiederum sowohl der Keyboardanteil als auch
der Popfaktor deutlich erhöht.
Seinen
kollaborativen Arbeitsansatz treibt Ronson aber nun mit dem vierten Streich an
die Spitze. Für „Uptown Special“ konnte er, wie in aktuellen Interviews
ehrfürchtig bekundet, mit einem Bettel- und Bittbrief nicht nur seinen großen
alten Helden Stevie Wonder für zwei Gastauftritte an der Trademark-Mundharmonika
gewinnen. Während sich die Bläser aus Mitgliedern der Dap-Kings oder der
Afrobeat-Wiedergänger Antibalas zusammensetzen und diesmal neben Leihstimmen
auch Co-Produzenten wie Boys Noize oder Jeff Bhasker zum Einsatz kommen, wird das
Album nicht zuletzt von einem Gastautor geprägt: Mit dem 51-jährigen US-Schriftsteller
Michael Chabon durfte niemand Geringerer als ein Pulitzer-Preisträger gewohntes
literarisches Terrain verlassen, um Songtexte mit erhöhter Temperatur maßzuschneidern.
Passend zu den hitzigen Soul- und Funk-Rhythmen oder der subtropischen Note
slicker Songs wie „Summer Breaking“ wird es nicht von ungefähr hot. Wir hören
hier schließlich Musik, die beim Gegenseitigen-Sich-Beschnuppern im Tanzcafé
gespielt werden könnte.
Mit Schwingungen
„Feel
Right“ mit Mystikal als räudigem Rapper bringt das Tanzbein in Bewegung, „I
Can’t Lose“ kommt als Studie gummiger Umhängekeyboards daher und „Daffodils“
groovt gleichermaßen verträumt wie knochentrocken über den Dancefloor, während
Ronson bei „Leaving Los Feliz“ mit Kevin Parker von Tame Impala zu
Outer-Space-Gitarren und anderswo mit diensterfahrenen Analogsynthesizern
zusätzlich eine psychedelische Note ins Spiel bringt.
Abgesehen
davon, dass dank der Singleauskopplung „Uptown Funk“ mit Bruno Mars am Mikrofon
auch schlichter Mainstream regiert: Die Aneinanderreihung von Zitaten der
diesbezüglichen afroamerikanischen Musikgeschichte bis herauf zum frühen Hip-Hop
der Sugarhill Gang gerät während dieser 38 Spielminuten zu kaum mehr als einer
durchkalkulierten Reißbrettnachstellung. Wobei Ronson als Kurator und Collagist
zwei Jahre nach dem Erfolg von Daft Punk im ähnlich geprägten „Get Lucky“-Sound
etwas zu spät kommt.
Am
Ende sind es Klangfarben wie aus dem „Alf“-Serienintro oder die schulterpolstrigen
Schwingungen alter Softrockproduktionen, die einem grundsätzlichen Respekt für
knackige Beiträge wie „In Case Of Fire“ den Rang ablaufen. Mark Ronson wird es
egal sein. Als Nummereins (nicht nur) in den Kernmärkten US und UK lässt
„Uptown Funk“ die Kassa derzeit besonders laut klingeln.
Mark Ronson: Uptown Special (Sony Music)
(Wiener Zeitung, 23.1.2015)
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