Das
Vater-Sohn-Projekt Worried Man & Worried Boy veröffentlicht sein Debütalbum
Herbert
Janata, Jahrgang 1940, musizierte 54 Jahre lang mit der Worried Men Skiffle
Group („Glaubst i bin bled“). Sein Sohn Sebastian macht als Schlagzeuger von Ja,
Panik Karriere. Ein gemeinsames Album als Worried Man & Worried Boy
erscheint am Freitag auf Problembär Records. Darauf wird überwiegend
Originalmaterial ins Heute geholt – und Der Nino aus Wien mit einem Gastauftritt
als „Der schönste Mann von Wien“ präsentiert. Ein Gespräch
über Skiffle als Punk und Dialektmusik.
Wiener Zeitung: Worried
Man & Worried Boy sind ein Vater-Sohn-Projekt. Wie darf man sich den
Musikerhaushalt Janata vorstellen?
Sebastian Janata: Wir sind kein
klassischer Musikerhaushalt. Also wir stehen nicht am Sonntagabend zu Hause am
Flügel und singen Gospels! Tatsächlich haben wir bis vor wenigen Jahren nicht gemeinsam
gespielt. Ich habe zwar das Worried-Men-Zeugs schon immer cool gefunden, aber
während der Pubertät, als ich begonnen habe, Instrumente zu spielen – naja. Da hat
man andere Sachen im Kopf, als mit dem Papa eine Band zu gründen.
Herbert, Sie
haben mit der Worried Men Skiffle Group 1960 losgelegt. Wie sind Sie zur
Skiffle-Musik gekommen, die als improvisierte Folk-Spielart auch auf
Eigenbauinstrumenten basiert und damals in Österreich ja nicht alltäglich war?
Herbert Janata: In Österreich
hat es diese Musik überhaupt nicht gegeben! Ich war von klein auf Banjofan und
habe ʼ57 in der Auslage eine LP gesehen mit diesem Instrument auf dem Cover –
die Platte einer Skiffle Group. Ab Anfang der 50er war Skiffle in England ja sehr
erfolgreich. Als wir selbst damit begonnen haben, hat aber schon der Rock ’n’
Roll dominiert.
Sebastian, war Ihr
Vater musikalisch ein Vorbild für Sie oder wurde diese Rolle vom erwähnten Generationen-Gap
in Gefahr gebracht?
Sebastian:
Ganz am Anfang war ich einfach gern auf den Konzerten mit, weil es aufregend
war: der Papa auf der Bühne! Und diese Musik ist ja auch für Kinder eine
lustige. Später hat mich Skiffle dann interessiert, weil alles so punkig und
schrammelig daherkommt.
Do it yourself! Von
dem her hat Skiffle ja einen Punk-Zugang.
Herbert:
Das ist Urpunk!
Sebastian:
Viele Skiffle-Songs haben zwei, drei Akkorde. Das kann jeder, der ein bisschen
ein Instrument spielt. Wenn man dann genug Selbstvertrauen hat, ist es egal,
wie die Gitarre klingt.
Herbert, wenn Sie
die Karriere Ihres Sohnes betrachten: gibt es da Dinge, um die Sie ihn
beneiden, oder sehen Sie das Geschäft skeptisch?
Herbert:
Ich habe den Anschluss an das, was der Sebastian macht, nie verloren. Ich war ja
fast mein ganzes Leben lang in der Musikinstrumentenbranche tätig und habʼ
daher viel mit jungen Musikern zu tun gehabt. Ich bewundere Ja, Panik sehr. Vor
allem das letzte Album finde ich großartig, mittlerweile auch vom Instrumentellen
her. Umso mehr macht es mir eine Freude, dass einer von dieser Supergruppe
jetzt mit mir eine CD gemacht hat – und mehr noch, dass es mein eigener Bua
ist! Natürlich aber haben Ja, Panik eine ganz andere Philosophie als damals die
Worried Men. Wir haben halt unseren Spaß gehabt und gespielt.
Die Worried Men gab
es aus Spaß an der Freudʼ?
Herbert:
Es war immer nebenberuflich. Von den Popcharts hätten wir zu Beginn nicht einmal
geträumt!
Bei Ja, Panik
hingegen war klar: Wir wollen das beruflich machen?
Sebastian:
Hm. Es gab nicht den Vorsatz, davon leben zu können oder es beruflich zu
machen. Sondern einfach zu erkennen, dass man das die ganze Zeit machen will.
Was einem Beruf
doch sehr nahekommt ...
Man
würde halt nicht Beruf dazu sagen. Was ich übrigens lustig finde: Wenn mein Vater
Konzerte gibt, spricht er von „Jobs“. Ich sage einfach „Konzerte“ dazu.
Herbert, Sie
haben mit der Skiffle Group traditionelle Musik mit wienerischen Dialekttexten
– teils selbst geschrieben, teils von Autoren wie Konrad Bayer beigesteuert – verbunden.
Das Bekenntnis zum Dialekt war immer klar?
Herbert:
Gar nicht. Die ersten zehn Jahre haben wir ja nur englischsprachige Hadern
gesungen. Deutsch wurde uns von der Ö3-Jugendredaktion in den Mund gelegt, für
die wir ein paar Nummern eingespielt haben. „Deitsch kenna ma owa net“, haben
wir gesagt. „Dann probiertsas auf Wienerisch!“, war die Antwort. Na guat! Alfred
Treiber, damals Literaturexperte dort, hat uns ein Packl mit Texten gegeben. Bald
darauf waren wir in den Charts.
Die Songtexte von
Worried Man & Worried Boy gehen, wie weitgehend auch die Musik, auf die WMSG
zurück. Zentral ist das Anarchische und das G’feanzte. Und auch das Schmähführen
dürfte nicht ganz unwichtig sein?
Herbert:
Die Worried Men haben von den fünf unterschiedlichen Typen her, die sie waren,
zwangsläufig zu einem Weg gefunden, wo sie sich selber persiflieren und schimpfen.
Und auch wenn wir andere schimpfen, schimpfen wir ja immer uns selbst.
Musikalisch
erweitern Sie „die alten Hadern“ heute mit mehr Gitarre und „echtem“
Schlagzeug.
Sebastian:
Es stand da kein großes Soundkonzept dahinter. Wir haben auch nicht gesagt, wir
krempeln die Lieder jetzt urarg um.
Herbert:
Ich war zweimal eine Woche bei Sebastian in Berlin. Da haben wir uns die Lieder
im Proberaum erspielt. Es hat ein jeder seine Ideen eingebracht und der Sebastian
dann am Laptop darüber gebrütet, bevor wir mit den Demos im Burgendland ins
Studio sind. Persönlich fände ich es schön, wenn sehr viele Leute die CD kaufen
– aber am meisten Freude damit habʼ ich selber!
Herbert, Ihr Lieblingsinstrument
scheint das Kazoo zu sein. Was …
Herbert
(lacht): Es ist vor allem das einzige
Instrument, das ich wirklich beherrsche! Und es ist ein Erbe der Washboardmusik
aus der Zeit, als die Leute mit irgendwelchen Trümmern musiziert haben, um sich
ein Geld zu erspielen. Das Kazoo war der Trompetenersatz – und ein Waschhäfen
mit Besnstangl der Bass. Diese Musik war eine Notwendigkeit!
Ab März stehen
Konzerte an. Sebastian, geht sich der Rock-’n’-Roll-Lifestyle noch aus, wenn der
Papa mit auf Tour geht?
Sebastian:
Auf jeden Fall! Es ist ja nicht so, dass in meinem Vater kein Rock-’n’-Roll-Lifestyle
stecken würde.
Herbert:
Ich glaube, ich muss auch da nicht zurückstecken. Das geht schon noch. Ollaweil!
Release-Show in
Wien: 17. März, Kulisse.
(Wiener Zeitung, 25.2.2015)
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