Gerald Votavas Soloprogramm „Narzissmus und Tiere“ im Wiener Stadtsaal
Als HPL Votava vom FM4-„Projekt X“ war der Mann in der
Schulzeit dafür verantwortlich zu machen, dass man in der ersten Stunde
Religion, Spanisch oder Kaffeehaus nicht selten noch den Sandmann im Gesicht
picken hatte. Seit seinem Abgang vom Jugendradio wird mit Projekten zwischen Theater-
und Kleinkunstbühne oder etwa einer verstockt angelegten und dabei grandiosen
Rolle als Fernseh-„Schlawiner“ auch heute noch klar, dass die Sache mit dem Schlafmangel
gut und richtig war. Man mag Gerald Votava.
Im Wiener Stadtsaal nun führt der Nämliche sein erstes
Soloprogramm seit den 90er Jahren auf. Unter dem Motto „Narzissmus und Tiere“
geht es darin um Narzissmus und Tiere. Immerhin gefällt sich Votava als in die
Jahre kommender einstiger reicher Fratz aus bestem Hause, der am Gehstock über
eine Geburt als „Terminkaiserschnitt“ und ein Aufwachsen zwischen Porschedesignkinderwagen,
Dienstpersonal und schließlich erstklassigen Erotika mit realer Entsprechung in
Bunga-Bunga-Partys nachdenken darf. Wie der Kabarettist selbst ist die
Hauptfigur mit den sexy Initialen G.V. gesegnet und wird nach diesen mit
beinahe sexy Accent semifranzösisch „Sche-We“ geheißen.
Elviskostüm, bis zum Bauchnabel offen
Auf Basis dieser Erzählung gibt Votava nicht nur – wie
seinerzeit bei „Easy TV“ – einen bärbeißigen Radikalsteirer, die gute alte Frau
Sokol oder eine resolute Prostituierte aus dem bayerischen Raum. Begleitet von
Gerald Tschubm Schubert am Klavier, dem es in Skunk-Verkleidung aus der Analdrüse
nebelt, kommt es auch zu musikalischen Zwischenspielen in den Genres
Wienerlied, deutscher Mondschlager und Mick Jagger. Gerald Votava hat eine sehr
schöne Stimme!
Über die zunehmend skurrile Handlung ist zu sagen,
dass „Sche-We“ beim Koitus einem Herzpatschn erliegt, um mit der Organspende
eines Schweinderls als Ersatzpumpe wiederaufzuerstehen und Schweine-Papa zu
werden. Im bis zum Bauchnabel offenen Elviskostüm erleben wir Votava auch noch als
kampffreudige Eisbärdame, notdürftigen Hund und einbeinigen Schicksalsstorch.
Nur dass der Kabarettist ebenso wie seine Figur zuletzt
30 Kilogramm abnehmen konnte, ist hoffentlich nicht auf das Rezept des G.V. –
eine Kokaindiät – zurückzuführen. Dem überzeugten Vortrag steht bei aller Liebe
nämlich ein Bühnenstoff gegenüber, der gleichfalls recht dünn erscheint.
Nächste Termine: 13. Februar, 30. März. Beginn: 20 Uhr
(Wiener Zeitung, 12.2.2015)
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