Mittwoch, März 25, 2015

Es is a Wanda g’scheng!

Am Sonntag finden wieder die „Amadeus Austrian Music Awards“ statt. Ein ABC zur Vorbereitung.

Amadeus, Wolfgang Mozart: Wunderwuzzi der Wiener Klassik, Gaudimax der Flatulenzhumoristik. Namenspatron der „Amadeus Austrian Music Awards“! Das ist praktisch, weil „Amadeus“ immer auch Falco meint und Wolferl wie Ambros. Er war ein Superstar, er war so populär – und somit als Titelgeber qualifizierter als Rainhard Fendrich, der zu Gründerzeiten des Awards im Jahr 2000 bei der Jugend nicht mehr recht ziehen wollte (mit einer Nominierung in der Kategorie „Live-Act des Jahres“ nun aber wieder mit dabei ist). Mögliche Alternativen vom „Reif für die Insel“ bis hin zum „Goldenen Dorfmeister“ wiederum wären erheblich zu unsexy gewesen.

Christl, Stürmer: Spötter irren vermutlich, wenn sie Christl Stürmer als Platzhirschkuh unterstellen, ihre zehn bisher eingeheimsten Trophäen wären über eine seinerzeitige Buchhändlerlehre in der Linzer „Amadeus“-Filiale ergaunert gewesen. Tatsache ist aber auch, dass der „Amadeus“ mittlerweile „Thalia“ heißt und Christl Stürmer heuer nicht einmal nominiert ist. Kombiniere!

Dresscode: Für die Verleihung im Wiener Volkstheater tatsächlich vorhanden. Erfahrungsgemäß ist es aber möglich, „Smart Casual“ äußerst unterschiedlich zu interpretieren. Ich zum Beispiel trage ein schwarzes Hemd.

FM4: Mit dem „FM4 Award“ ist das heimische Jugendradio dafür verantwortlich, dass irgendwelche Freaks auf der Bühne stehen. Nicht jetzt Freaks im Sinne des Nockalm Quintetts („Du warst der geilste Fehler meines Lebens“), sondern im Sinne von Musik, die idealistisch genug ist, dass man für die Miete mindestens ein, zwei Jobs zusätzlich braucht – sofern noch Unterstützung von den Eltern kommt. Das gilt natürlich nicht immer. Siehe W wie Wanda.

Gipfelzipfler, die: Reißen sich jährlich zwischen Montafon und Zillertal mit den Busunternehmen ihrer Schwager los, um „auf Wean“ zu fahren und beim Amadeus „Donck enck recht sakrisch“ zu sagen, wenn sie etwas gewinnen sollten und/oder jemand applaudiert.

Internationale Aspekte: Der anfängliche Brauch, auch internationale Acts auszuzeichnen, ist längst Geschichte – den Prämierten war der „Amadeus“ tendenziell nicht wichtig genug. Extraösterreichischen Aufputz gibt es aber über Live-Auftritte von Mando Diao (im Vorjahr) und Herbert Grönemeyer (heuer). Warum sich der langjährige Wahlwiener Toph Taylor alias SOHN mit seinem auch im Ausland gefeierten Debütalbum „Tremors“ nicht unter den Nominierten befindet, ist übrigens ein Rätsel. Schließlich sind für den „Amadeus“ alle Künstler und Acts ein Thema, „die österreichischer Staatsbürger sind oder ihren Lebensmittelpunkt in Österreich haben“.

Journalisten: Die Presse darf sich für den „Amadeus“ zwar akkreditieren, wird aber nicht direkt ins Volkstheater vorgelassen. Stattdessen kommt es zu einer Liveübertragung in die hauseigene „Rote Bar“, in der es Stehtische gibt. Jetzt bitte keine Witze über Journalisten und Bars!

Kategorien: Alternative Pop/Rock, Electronic/Dance, Hard & Heavy, HipHop/Urban, Jazz/World/Blues. Dazu elf genreübergreifende Auszeichnungen um die Hauptkategorien Band, Künstler, Künstlerin, Album und Song des Jahres sowie Spezialpreise wie jener für das Lebenswerk (heuer an Arik Brauer). Über den Gewinn entscheidet übrigens ein Mix aus Verkaufserfolg, Publikums- und Juryvoting.

Moderation: Vergangen sind die Tage von Michael Ostrowskis abgehalftertem Entertainment-Alter-Ego Schallbert Gilet („Ich scheiß mich an!“). Aber auch mit seinem Nachfolger Manuel Rubey bleibt die Gala unterhaltsam. Rubey geht! Nämlich als „Amadeus“-Moderator sehr in Ordnung.

Protest: Nach der Bitte um Streichung zweier Acts von der Nominierungsliste aufgrund falscher Bandinfos und einer fragwürdigen Marketingkooperation seitens des „Amadeus“ im Vorjahr sind 2015 bisher keine Eklats bekannt.

Song Contest: Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus – und mitunter nach hinten: Im „Amadeus“-Showteil werden folgerichtig sowohl The Makemakes als auch Conchita Wurst auftreten.

Wanda: Der vor einem Jahr noch unbekannten Wiener Band Wanda gelang es nicht nur, sich mit einem triumphalen Debütalbum Titelgeschichten und ausverkaufte Konzerthallen bis hinauf nach Schland sicherzustellen. Vor allem die Aussöhnung mit dem lange ultimativ verpönten Begriff Austropop – Es is a Wanda gʼscheng! – macht den Fünfer zum Fixstarter beim „Amadeus“: Vier Nominierungen und der bereits sichere „FM4 Award“ sind zu nennen.

Warum, wieso, weshalb: Anerkennung, Aufmerksamkeit, ein Foto am Red Carpet vielleicht. Auf der Aftershowparty gibt es Gratisdrinks!

Zusehen: Wenn man kein Journalist ist: im Volkstheater. Für Fernseher: Der ORF resignierte 2007, Puls 4 im Jahr 2014. Ab heuer ist man bei ATV sehr mutig. Arabella Kiesbauer führt Interviews. Zeitversetzte Übertragung am Sonntag ab 21:20 Uhr. 

(Wiener Zeitung, 26.3.2015)

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