Am Sonntag
finden wieder die „Amadeus Austrian Music Awards“ statt. Ein ABC zur
Vorbereitung.
Amadeus,
Wolfgang Mozart:
Wunderwuzzi der Wiener Klassik, Gaudimax der Flatulenzhumoristik. Namenspatron
der „Amadeus Austrian Music Awards“! Das ist praktisch, weil „Amadeus“ immer
auch Falco meint und Wolferl wie Ambros. Er war ein Superstar, er war so
populär – und somit als Titelgeber qualifizierter als Rainhard Fendrich, der zu
Gründerzeiten des Awards im Jahr 2000 bei der Jugend nicht mehr recht ziehen
wollte (mit einer Nominierung in der Kategorie „Live-Act des Jahres“ nun aber wieder
mit dabei ist). Mögliche Alternativen vom „Reif für die Insel“ bis hin zum
„Goldenen Dorfmeister“ wiederum wären erheblich zu unsexy gewesen.
Christl, Stürmer: Spötter irren
vermutlich, wenn sie Christl Stürmer als Platzhirschkuh unterstellen, ihre zehn
bisher eingeheimsten Trophäen wären über eine seinerzeitige Buchhändlerlehre in
der Linzer „Amadeus“-Filiale ergaunert gewesen. Tatsache ist aber auch, dass
der „Amadeus“ mittlerweile „Thalia“ heißt und Christl Stürmer heuer nicht
einmal nominiert ist. Kombiniere!
Dresscode: Für die
Verleihung im Wiener Volkstheater tatsächlich vorhanden. Erfahrungsgemäß ist es
aber möglich, „Smart Casual“ äußerst unterschiedlich zu interpretieren. Ich zum
Beispiel trage ein schwarzes Hemd.
FM4: Mit dem „FM4
Award“ ist das heimische Jugendradio dafür verantwortlich, dass irgendwelche
Freaks auf der Bühne stehen. Nicht jetzt Freaks im Sinne des Nockalm Quintetts
(„Du warst der geilste Fehler meines Lebens“), sondern im Sinne von Musik, die
idealistisch genug ist, dass man für die Miete mindestens ein, zwei Jobs
zusätzlich braucht – sofern noch Unterstützung von den Eltern kommt. Das gilt
natürlich nicht immer. Siehe W wie Wanda.
Gipfelzipfler,
die:
Reißen sich jährlich zwischen Montafon und Zillertal mit den Busunternehmen
ihrer Schwager los, um „auf Wean“ zu fahren und beim Amadeus „Donck enck recht
sakrisch“ zu sagen, wenn sie etwas gewinnen sollten und/oder jemand
applaudiert.
Internationale
Aspekte:
Der anfängliche Brauch, auch internationale Acts auszuzeichnen, ist längst Geschichte
– den Prämierten war der „Amadeus“ tendenziell nicht wichtig genug. Extraösterreichischen
Aufputz gibt es aber über Live-Auftritte von Mando Diao (im Vorjahr) und
Herbert Grönemeyer (heuer). Warum sich der langjährige Wahlwiener Toph Taylor
alias SOHN mit seinem auch im Ausland gefeierten Debütalbum „Tremors“ nicht
unter den Nominierten befindet, ist übrigens ein Rätsel. Schließlich sind für
den „Amadeus“ alle Künstler und Acts ein Thema, „die österreichischer
Staatsbürger sind oder ihren Lebensmittelpunkt in Österreich haben“.
Journalisten: Die Presse darf
sich für den „Amadeus“ zwar akkreditieren, wird aber nicht direkt ins
Volkstheater vorgelassen. Stattdessen kommt es zu einer Liveübertragung in die
hauseigene „Rote Bar“, in der es Stehtische gibt. Jetzt bitte keine Witze über
Journalisten und Bars!
Kategorien: Alternative
Pop/Rock, Electronic/Dance, Hard & Heavy, HipHop/Urban, Jazz/World/Blues.
Dazu elf genreübergreifende Auszeichnungen um die Hauptkategorien Band,
Künstler, Künstlerin, Album und Song des Jahres sowie Spezialpreise wie jener
für das Lebenswerk (heuer an Arik Brauer). Über den Gewinn entscheidet übrigens
ein Mix aus Verkaufserfolg, Publikums- und Juryvoting.
Moderation: Vergangen sind
die Tage von Michael Ostrowskis abgehalftertem Entertainment-Alter-Ego Schallbert
Gilet („Ich scheiß mich an!“). Aber auch mit seinem Nachfolger Manuel Rubey bleibt
die Gala unterhaltsam. Rubey geht! Nämlich als „Amadeus“-Moderator sehr in
Ordnung.
Protest: Nach der Bitte
um Streichung zweier Acts von der Nominierungsliste aufgrund falscher Bandinfos
und einer fragwürdigen Marketingkooperation seitens des „Amadeus“ im Vorjahr
sind 2015 bisher keine Eklats bekannt.
Song Contest: Große
Ereignisse werfen ihre Schatten voraus – und mitunter nach hinten: Im
„Amadeus“-Showteil werden folgerichtig sowohl The Makemakes als auch Conchita
Wurst auftreten.
Wanda: Der vor einem
Jahr noch unbekannten Wiener Band Wanda gelang es nicht nur, sich mit einem
triumphalen Debütalbum Titelgeschichten und ausverkaufte Konzerthallen bis
hinauf nach Schland sicherzustellen. Vor allem die Aussöhnung mit dem lange
ultimativ verpönten Begriff Austropop – Es is a Wanda gʼscheng! – macht den
Fünfer zum Fixstarter beim „Amadeus“: Vier Nominierungen und der bereits sichere
„FM4 Award“ sind zu nennen.
Warum, wieso, weshalb: Anerkennung,
Aufmerksamkeit, ein Foto am Red Carpet vielleicht. Auf der Aftershowparty gibt
es Gratisdrinks!
Zusehen: Wenn man kein
Journalist ist: im Volkstheater. Für Fernseher: Der ORF resignierte 2007, Puls
4 im Jahr 2014. Ab heuer ist man bei ATV sehr mutig. Arabella Kiesbauer führt
Interviews. Zeitversetzte Übertragung am Sonntag ab 21:20 Uhr.
(Wiener Zeitung, 26.3.2015)
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