Im
Wiener Volkstheater fanden zum 15. Mal die „Amadeus Austrian Music Awards“
statt
Zweifelsohne konnte man heuer beinahe
auf die Preisverleihung gespannt sein. Im Gegensatz zu früher, als der „Amadeus“
das vom Herrenskisport geborgte Motto „Sechs Österreicher unter den ersten fünf“
in Richtung „Welche Kategorien derpackt unsere Christl heute?“ adaptierte, stand
die Dominanz eines Mainstream-Acts nicht vordergründig zu befürchten. Vor allem
aber durfte man auch beobachten wollen, wie sich der karrieretechnische Siegeszug
von aus dem sogenannten Indie-Umfeld stammenden Bands wie Wanda und Bilderbuch inklusive
ausverkaufter Hallen bis nach oben in Schland niederschlagen würde. In der
Dreifaltigkeit der Gewinnermittlung (Jury- und Fanvoting, Verkaufserfolg) ist Österreichs
wichtigster einziger Musikpreis ja doch etwas unschlüssig, ob er nun näher am
Publikum oder an der Wirtschaft steht. Wanda und Bilderbuch werden von Ö3 übrigens
weitgehend ignoriert.
Dass nicht zuletzt Bilderbuch deshalb
eine „Wir ficken das System!“-Haltung einnehmen, trifft sich gut. Sie spielen
heute in Heidelberg und werden beim „Amadeus“ ohnehin leer ausgehen. Für Wanda gibt
es vor einem hippen „Smart Casual“-Publikum mit den Alibipreisen „FM4 Award“
und in der Kategorie „Alternative Pop/Rock“ zumindest die Gewissheit, dass der
„Amadeus“ sie lieber in der Nische sieht. Dafür gewinnt in der mit der
Bezeichnung „Album des Jahres“ getarnten Kategorie „Unerhebliche Musik“ Julian
le Play, der für Songs mit Gefühl und Xavier-Naidoo-Gedenk-Intonation steht und
bis Februar als Moderator für Ö3 tätig war. Oida. Die für einen Act aus der
Steiermark erstaunlich bundesdeutschen Tagträumer wiederum sind so sehr auf
eine Auszeichnung als „Band des Jahres“ eingestellt, dass sie keine Dankesrede dabei
haben und nur sagen können, dass sie „Amore“ von Wanda auch sehr gern mögen. Man
ist spätestens jetzt bei jenem Punkt angelangt, an dem man sich nur mehr über
das Outfit von „Ich bin Arabella Kiesbauer“ unterhalten kann.
Glücklicherweise aber sorgt ein Haufen
Freaks dafür, dass es zumindest nicht langweilig wird. Die Poxrucker Sisters
aus St. Ulrich im Mühlkreis, die als Karrierehöhepunkt einen Auftritt im
Hausfrauenfernsehen vorweisen können, beeindrucken mit ausschließlich in St.
Ulrich im Mühlkreis verständlichen Texten. Rapper Nazar, der etwas Schlaues zur
Integrationsdebatte sagen will, weiß über „Hurenkinder“ in der Innenpolitik zu
berichten, muss jetzt aber eh auf Sexurlaub nach Thailand fahren. Er hat das
wirklich gesagt. Andreas Gabalier ist im Übrigen der Meinung, dass man es
„nicht leicht auf dera Welt“ hat, „wenn man als Manderl noch auf ein Weiberl
steht“. Aus dem Publikum hat jemand ein Gegenargument vorzubringen, das „Oaschloch!“
lautet.
(Wiener Zeitung_at 30.3.2015)
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