Molden,
Resetarits, Soyka und Wirth gastierten im Wiener Konzerthaus.
Grundsätzlich
gibt es in Wien - vom guten alten Grant als Lebensprinzip einmal abgesehen -
zwei Möglichkeiten: Entweder man trifft sich bei wahrscheinlicher
Spritzweinbegleitung mit seinen drei besten Hawaran, um die Zeit vor allem beim
Schmähführen totzuschlagen. Dabei die Hinterfotzigkeit nicht vergessen! Oder
aber man landet ganz schnell beim Sterben. Das Morbide, das Hiniche, der Tod.
Der große schwarze Vogel von Ludwig Hirsch. Leonard Cohen mit Meidlinger L in
Anbetracht der eigenen Endlichkeit. Das, bitte schön, sind Klischees, aber sie
stimmen verlässlich!
Im
Wiener Konzerthaus bei einem Liederabend im Zeichen dreier Alben, die der
Songwriter Ernst Molden gemeinsam mit dem Ex-Ostbahn-Kurti Willi Resetarits als
sehr lässig auch an Ukulele und Mundharmonika aktivem Gesangspartner, Walther
Soyka an der Knopfharmonika und dem Gitarristen Hannes Wirth im Zeichen etwa
eines ins Wienerstädtische verlegten Lumpenblues aufgenommen hat, findet man am
Donnerstagabend die musikalische Entsprechung dazu.
Neben
einer auch dialektsprachlich kunstvollen Doppelconférence zu Themenblöcken wie
das Waldviertel als Schicksalslandschaft für den Wiener oder der Kaffeehausober
als alttestamentarischer Gott geht es über rumpelnde Landschaftsvermessungen
mit Twang-Gitarre auch hin zu tieftraurigen, zum Ins-Bier-Weinen schönen Songs
über die letzten Dinge. Wurde schon erwähnt, dass Ernst Molden gerne auf den
Friedhof spazieren geht?
Man
lernt, dass die Donau auch nicht viel anders ist als der Mississippi. Über die
hingegen weltbekannte Tauglichkeit der hiesigen Sprache zum Schimpfen gibt es
trotzdem einen Auffrischungskurs. Himmefix, nuaramoi! Zusätzlich zu heiteren
Alltagsbetrachtungen, urwienerischem Gstanzl-Blues und Kostproben aus dem heuer
erscheinenden neuen Album "Hurra" ist damit für einen rundum tollen
Abend gesorgt. Eine beinahe ortseigen hinterfotzige Ansprache von ausgerechnet
Bruce Springsteen hat Herr Resetarits übrigens auch mitgebracht: "If you
feel like clapping along . . . don’t!"
(Wiener Zeitung, 27./28.1.2018)
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