Auf der Suche nach letzten Worten – oder doch nicht – und: (m)ein Abschied als Glossist an dieser Stelle. Kolumne im "extra".
„Mehr Licht!“ – eigentlich wollte ich Ihnen ja nicht ausgerechnet mit Goethe kommen, allerdings bieten sich die berühmten letzten Worte des Dichterfürsten aus naheliegenden Gründen auch aus meiner persönlichen Perspektive an. Immerhin handelt es sich hierbei um einen Abschied: Das ist nach beinahe 18 Jahren ohne Pause mein letzter Beitrag für die „Wiener Zeitung“ an dieser Stelle.
Frei nach dem US-Rapper Ice-T wiederum habe ich derzeit nämlich 99 Probleme, glorreiche letzte Worte sind aber definitiv keines davon. Außerdem fehlt mir gerade auch ganz einfach die Zeit, mir selbst noch einen Sinnspruch auszudenken, mit dem ich diese Bühne verlasse. Aus fremder „Feder“ wiederum hätte sich vielleicht noch James Dean angeboten, dessen letzter Satz unmittelbar vor seinem Unfalltod „That guy’s gotta stop“ lautete. Nachtrag: „He’ll see us!“
Dafür habe ich in letzter Zeit zu meiner eigenen Stimmungsaufhellung und im Optimalfall auch zur Unterhaltung meiner Follower auf der bevorzugten Social-Media-Plattform meines Misstrauens bereits für den Kasperl im zweiten Bildungsweg geprobt und etwa an der Wortspielfront Postings wie „Ich bin jeder Art von Pasta farfallen“, „Herr Ober, dieser Salat ist mir zu manieriert“ oder „Wer Obers hasst, ist nichtsahnend“ abgesondert. Womit Sie jetzt auch meinen zweiten von insgesamt drei aktuellen Stimmungsaufhellern kennen: Sehr wahrscheinlich finden Sie mich, wenn ich mir nicht gerade schreibend einen Reim auf die Welt mache oder auf dem Fahrrad sitze, in der Küche zwischen Pfannen und Töpfen wieder. Aber auch dort gibt es traurige Tage. Ich koche dann etwa das schwärzeste Schwarz aller Zeiten in Form des Sepia-Risottos nach, mit dem Blixa Bargeld einst in den 1990er Jahren bei Alfred Biolek, selig, im Fernsehen zu sehen war.
Mitunter kommt bei meinen Postings aber auch der eine oder andere ernsthaftere Sinnspruch heraus. Sollte ich mich demnächst also anders als unlängst angekündigt doch nicht wie der Ich-Erzähler in Wilhelm Genazinos Roman „Die Liebesblödigkeit“ als freischaffender Apokalyptiker verdingen, könnte ich noch immer auf den freien Aphoristiker umschulen: „Der größte Luxus, den ich mir leiste, sind die Kommentare, die ich mir spare.“ Damit habe ich zwar ursprünglich die Lust daran gemeint, auf all die Dummheit da draußen nur mehr mit Ignoranz zu reagieren. Weil ich an dieser Stelle verstummen muss, werde ich anderswo jetzt aber erst recht nicht schweigen.
Gerne jedenfalls hätte ich Sie in dieser Ecke unserer jetzt also in die Geschichtsbücher eingehenden Tageszeitung weiterhin unterhalten – oder zumindest meinen Abschlussbeitrag etwas heller gestaltet. Fürs Erste und Letzte schließe ich hier aber stimmungstechnisch adäquat – mit dem guten alten Laternenlied: „Das Licht geht aus, wir gehen nach Haus, rabimmel, rabammel, rabumm.“
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen