Im Jahr 2001 konnte PJ Harvey den Mercury Prize für ihr Album „Stories From The City, Stories From The Sea“ nicht entgegennehmen: Die Auszeichnung, mit der jährlich im Herbst das britische Album des Jahres geehrt wird, wurde von den Terroranschlägen vom 11. September überschattet. PJ Harvey saß in Washington, D.C. fest und sah von ihrem Hotelzimmer aus auf das brennende Pentagon, in das eines der entführten Flugzeuge gestürzt war.
Zehn Jahre später ist PJ Harvey nun die erste Künstlerin,
die den mit 20.000 Pfund dotierten Mercury Prize zum zweiten Mal erhielt. Am
Dienstagabend setzte sie sich im Rahmen der von Jools Holland moderierten
Veranstaltung im Londoner Grosvenor House Hotel gegen Künstler wie Adele, James
Blake, Ghostpoet (der sich am kommenden Donnerstag im Wiener WUK live vorstellen wird), Anna Calvi und Elbow durch – bezeichnenderweise mit ihrem
Album „Let England Shake“, auf dem die Britin ihre Seelenschauen zuletzt erstmals
in großem Stil mit einem übergeordneten Thema koppelte.
Ihre Beschäftigung mit der kriegerischen Vergangenheit und
Gegenwart Großbritanniens führte darauf zu gespenstischen Abgesängen, die sich
aber wohltuend weigerten, Protestsongs zu sein oder den Zeigefinger zu erheben.
Beeinflusst auch von den Engagements ihres Heimatlandes in Afghanistan oder im
Irak, ist „Let England Shake“ ein eindringliches musikalisches Zeugnis der
Post-9/11-Ära.
Davon, dass wir es mit einem kräftigen Lebenszeichen des
mitunter als heute obsolet verschmähten Albumformats zu tun haben, einmal ganz
abgesehen. Congrats!
Zur Nachlese:
Albumbesprechung „Let England Shake“:
Waldhörner blasen zur Schlacht
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PJ Harvey, live in Frankfurt: Nachtschwarz im Nebel
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